Dienstag, 15. November 2011

Zum Tod von Franz-Josef Degenhardt

Der der mir die Bilder brachte meiner Zeit

Er, der mir die Sprache gab
zurück aus brauner Hand
mir Schüler seine Lieder sang
von damals und dieser Zeit
und Namen brachte, Stacheldraht
Schmuddelkinder, Gastarbeiter
Rudi Schulte, Antonio Sciavo,
Natascha Speckenbach,
Wildledermantelmann
Alles in den Rhythmus der Gitarre
Sang und schnarrte voller neuer Poesie,
ist tot. Unvorstellbar verstummt
der Wegbegleiter meiner und unserer
Jahrzehnte seit den aufbrechenden
sechziger Jahren,
ist nicht mehr.
Drum „Ala Kumpanen, Sangesbrüder
kommt heraus
aus den Gonsbachtälern
wohin ihr euch den Zeiten entzogen
zurück unter die Pflaumenbäume,
die Gläser gereckt, lasst uns noch einmal
rufen wie damals, „Kommt runter von den Balkonen“,
und stoßt mit uns an auf
Väterchen Franz, dem sich treu gebliebenen
Franz-Josef Degenhardt.


Muß dran denken wie wir in Göttingen zusammen saßen und über seinen Göttingentext sprachen, wie man sich dort darüber aufgeregt habe. Lang her. Ein angenehmer Nachmittag. Ein angenehmer unterhaltsamer Mann. Er war wie seine besten Texte, fähig zu konkreten Bildern, Einsichten und auch zu feinen Zwischentönen, die er aber nicht aus lyrischer Verstecksucht betrieb. Seine texte und Lieder begleiten mich weiter. Aber von ihm müssen wir Abschied nehmen. Meine Gedanken und mein herzliches Beileid gelten auch seinem Sohn Kay und der ganzen Familie und ihren Freunden.

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