Sonntag, 26. Februar 2012

Vom Jacob zum Andy, vom Freitag zum Samstag


Vorgestern Ausstellungseröffnung verpasst: Luis Jacob “A finger in the pie, A foot in the door, A leg in quicksand“.  

2007 nahm er mit den beiden Arbeiten A Dance for Those of Us Whose Hearts Have Turned to Ice, Based on the Choreography of Françoise Sullivan and the Sculpture of Barbara Hepworth und Album III an der documenta 12 teil. Jacob lebt und arbeitet in Toronto.
Zitat von der Webseite der Stadt Lingen:
"Eine Serie, die sein Werk charakterisiert, trägt den Titel „Album“. Sie besteht bis heute aus zahlreichen Bildern, die Luis Jacob aus Büchern und Zeitschriften, isoliert und diese dann in einer Reihe von Bögen aus durchsichtiger Folie laminiert präsentiert. Hierüber ergänzen sie sich zu Kompositionen aus miteinander verwobenen und sich von Tafel zu Tafel entflechtenden Erzählsträngen. Die Alben umfassen eine Vielzahl von Bilder-Erzählungen mit offenem Anfang und offenem Ende. Luis Jacob selbst begreift das Visuelle und das Verhältnismäßige als verschiedene Methoden, sich der Welt gegenüber zu verantworten. Die Alben bilden die Welt als Konstrukt ab, an deren Gestaltung, Neugestaltung, Reformulierung, Deformation und Transformation jeder Mensch selbst Anteil nimmt."
Na gut, konnte sie vor Fertigstellung im Prozess erleben, dito Jacob beim Fotografieren seiner Bilder. Trotzdem: es geht nichts über die Besucher und noch mehr die einführenden Worte der Lingener Kunsthallenchefin Meike Behm, das Flanieren zwischen den Gesichtern und dies immer an den Wänden plus Bilder entlang mit gelegentlichem Blick zum industriegeschichtlichem Hallenhimmel des ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerkes.
Wie wirkt eine Ausstellung auf die Menschen, die in der Mehrzahl Mitglieder des hiesigen Kunstvereins und zum Teil dessen finanzkräftige Sponsoren sind. Und wie wirkt das alles auf mich? Wie komme ich nach Hause, nur vom Wein beseelt, guten Gesprächen oder auch mit neuen Bildern im Kopf?



Gestern Dokumentation über Andy Warhola. Ein schreckliches Teil. Wirkte auf mich, als sei es für amerikanische GI’s konzipiert worden, die „ausversehen“ den Koran verbrennen. Ständig wurden Behauptungen wiederholt, zum Teil wohl auch für die Werbepausen im amerikanischen Fernsehen und entsprechent „dramatisiert“.

Aber ich war neugierig auf Andy Warhola. So erfuhr ich und sah Andy als Illustrator und Werbefuzzi, der sein „a“ durch ein Versehen eines Schriftsetzers verlor und seitdem auf das „a“ verzichtete, sah eine Menge seiner Zeichnungen, wie ich sie zuvor noch nicht wahrgenommen hatte, und verstand besser, wie er auf seinen Weg in der Kunst gekommen ist.

Im Vordergrund des Berichtes: der Außenseiter, der Mann „wie von einem anderen Planeten“, der „Ruhm“ suchte und „alles dafür tat“. Der gesellschaftliche Tiefenblick, den das „Genie“ tatsächlich geschafft hat, fast zufällig durch seine Werbetätigkeit und wohl weniger aufgrund eines Geniedenkens, blieb den Machern verborgen.


Von Beginn an nutzte er Verfielfältigungstechniken für seine Produkte, spielte mit der Wiederholung, so wie die moderne Welt sich selbst ständig wiederholt in Dosen, Tüten, Plakaten, Schokoriegeln und nur bei wenigen Ausnahmen Variationen zulässt, wie bei Autos, Rasierapparaten und Kameras, aber auch diese nur bei garantiertem Millionenabsatz.


Er zeigt die dadurch entstandene „neue“ Ästhetik, die den Alltag der Menschen seit den 50er Jahren mehr und mehr beherrscht und auch vor seinen Stars nicht halt macht.

Er zeigt durch den Verzicht auf die dritte Dimension,
auf Schatten, die Verflachung einerseits,
den aber selbst da vorhandenen ästhetischen Reiz.
Für die Dokumentatoren erschien es aber wichtiger
seinen sexuellen Aktivitäten zu folgen, zw. deren Ausbleiben
und häufiges Scheitern.


Irgendwann bin ich aber dann doch durch die schulmeisterliche Stimme aus dem Off eingeschlafen worden.

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