manche
Altersstufen
scheinen
etwas Besonderes zu sein
zum
Beispiel meine jetzige, die 60, gerade frisch
erklommen,
begrüßt man mich oben angekommen
doch plötzlich mit: „Willkommen
im Club“ und „wird
schon
werden!“, was auch immer sie mir so
wohl
meinend ins Gepäck damit packen wollen
offensichtlich
gehöre ich jetzt
irgendwie
zu den Aussätzigen, solle mir deswegen
aber
nur „ein Ei darauf pellen“, wozu aber hat
man dann
als Mann deren zwei, egal geht
gleich weiter „Leben fängt erst an“
und
dauernd „wirst schon sehen!“ als
hätte ich ohne diese liebevoll
tröstenden
Hinweise vorgehabt bereits
jetzt
meine Augen für den
Rest der Zeit zu schließen
als
kleines Training für die Ewigkeit
warum
überhaupt werde ich plötzlich
von
allen Seiten getröstet, so merkwürdig
fest
in den Arm genommen und gedrückt
selbst
im Supermarkt heute am helllichten Tag
danach
besorgten Auges angelächelt auf-
munternd
kräftig auf dem Rücken beklatscht
mit
„Die lassen Dich auch noch gehen,
wollen
uns Alte ja doch nicht mehr
egal
was die Pressefritzen schreiben!“
und
dann ist es da das Wort, das ich eigentlich
noch
nicht ernsthaft für mich benutzen wollte:
„“ALT, alt, egal groß ob klein, eben alt!“
plötzlich
betrübt durchblättere ich die wenig
gewordenen
Geburtstagskarten, als da sind
eine
von meinem Zahnarzt und
„seinem
ganzen Praxisteam“, da steht
noch
ein teurer Zahnersatz an, wahrscheinlich
eine
nett gemeinte Erinnerung an dieses künftige Loch
in
meiner Haushaltskasse
eine
von meinem Bundestagsabgeordneten,
bangt
wohl, ob ich ihn wieder wähle, 5 von Hotels
in
denen ich schon länger meinen Kopf nicht mehr
habe
betten lassen, eine von meiner Bank, die haben
wohl
vergessen vorher meinen Kontostand zu checken
zwei
von Versicherungen, die wohl auf einen Termin hoffen
für
weitere unnötige, teure Policen,
dann noch eine
von meinem KZ-Schrauber
wahrscheinlich
steht der nächste TÜV an
oder ich habe noch immer
die
Winterreifen drauf, kein Wunder
bei
dem Wetter zuletzt
ach,
ja, eine von meiner letzten Tante und damit
letzten
direkten Angehörigen, schickte ein Packet
und
von den jungen Cousinen kamen auf das Mail-Konto
ein paar E-Cards, das
Ausdrucken fand ich aber zu fad
wahrscheinlich schon ein
typischer Altersreflex,
nicht zu vergessen ein paar Anrufe von den Schwägern
die rufen immer an
keine
Karte von meiner Firma, wohl auch
wegrationalisiert die Grüße zu den runden Zahlen
dabei
müssen sie mich doch nur noch
ein
halbes Jahrzehnt ertragen, könnte ihnen doch
ein
kleiner Gruß wert sein, zumindest mal wieder
nach
Jahren eine einzige, winzige Briefmarke nur für mich
vielleicht
haben sie aber auch nur Angst, ich würde ihnen
bei
einem netten Gruß zu meinem 60ten
gar nicht mehr aufhören wollen ihnen
die Personalkosten zu sprengen, womit auch
immer, mein Gehalt jedenfalls besitzt
aus meiner Sicht viel zu wenig Sprengkraft
und keine von
vielen anderen von Freunden, Bekannten
ehemaligen Kollegen nichts
mehr, kein Zeichen
zu viele wohl inzwischen
gestorben, aus den Augen verloren
zu
lange nicht mehr drum gekümmert, zu ihnen
gekommen,
ziemlich offensichtlich dieser karge Rest
dafür auf
Facebook 210 Grüße, auch vom Rest
der Freunde, Kollegen, die wir uns dort wiedergefunden
Bilder und Gedichte nur für mich, aus ganz Europa
Himmel hilf womit habe ich das nun wieder verdient
wahrschnlich eher nicht, halt der Sog des Mediums
Wahnsinn wie sich die
Zeiten ändern können
und
immer wieder dieser Trost, dieses „Sieh vorwärts“,
„Du
hast noch so viel vor Dir!“, aber dann, zwischen den vielen Grüßen
ein junger Rapper,
kurz und knapp: „alter Sack, nee das noch lange nicht!“
das
baute mich doch glatt und sofort wieder auf, habe gleich
meinen Rentenantrag
beiseite geräumt, meiner Liebsten ein
unsittliches Angebot gemacht, was sie prompt, wie
lang ersehnt, angenommen, danach mit einer Flasche Wein
mit mir zusammen
im jugendlichen Überschwang geschworen,
„So
schnell kriegt uns kein Alter klein!“
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