Samstag, 14. September 2013

Nach seinem Sinne



Es gab da einen Autor zu dem eines Tages, nach ersten Erwähnungen seines Namens in den Zeitungen des Landes, einer der ganz großen Verleger kam, der bereits die berühmtesten Autoren verlegt hatte.
Dieser bot ihm nun an, ein Buch mit ihm zu machen und zwar mit jenem Inhalt und in dieser Form und bei dem Umfang.
Der Autor hörte sich das an, sagte eine Weile nichts. Der Verleger war verwundert, dass er keine Begeisterung sah, keine Freude, nur ein fragendes Gesicht.
Schließlich erhob sich der Autor und gab ihm die Hand.
„Daraus wird leider nichts, hochverehrter Herr!“
„Warum nicht?“
„Ja, sehen sie, ich schreibe was mir in den Sinn geflogen kommt, manchmal etwas, was mich bedrängt, ein andermal was mich hüpfen lässt und springen vor Freude und Glück. Auch ist es schon mal Traurigkeit, die mich ans Schreiben treibt.“
„Ja, das ist doch wunderbar. Dafür lieben die Leser sie.“
„Sehen sie, und wie soll ich da wissen, ob das, was mir morgen in den Sinn kommt und mich zum Schreiben drängt, das ist, wonach Ihnen der Sinn steht?!“
„Ja …, aber …,“ sagte der Verleger und schwieg dann betroffen.
Der Autor lächelte ihn beruhigend an, sagte, „So hat eben der eine einen Plan, weil er nur so zum Erfolg kommt und der andere kann nur vorwärts, weil er eben keinen Plan hat und so für alle Wege offen bleibt. Heben Sie Ihren Plan für jemanden auf, der ihn wie sie braucht. Nur mich halten sie bitte aus ihren Plänen raus.“
Noch lange war diese Antwort des Autors Gespräch unter den literarischen Fachleuten und Verlegern. Die einen meinten, was der sich da einbilde, andere wiederum hielten es nur für den Versuch höhere Tantiemen heraus zu schlagen. Nur wenige schwiegen, denn die verstanden tatsächlich etwas vom Schreiben.
Wen dürfte es bei diesem Verlauf verwundern, dass dieser Autor kaum noch Erwähnung fand, weil er von keinem großen Hause gedruckt wurde. Als er aber kaum gestorben war, nicht verbittert, nein, auch nicht in großer Armut, eher zufrieden stets bei sich geblieben zu sein, bis zum Schluss sein Schreiben als immer neues Abenteuer erlebt zu haben, da standen die Verleger bei seinen Erben Schlange und schließlich wurden seine gesammelten Werke zum nationalen Stolz erklärt.
Seinen letzten Satz im Testament aber verstanden nur wenige:

„Wenn was von meinen Texten
jetzt nach Eurem Sinne ist,
nehmt es, wenn nicht, konnte
ich Euch halt nicht helfen.

nicht nehmen ließ
ich mir meine Sinne,
denn nur so konnte ich gut leben,
ein Schreiber bleiben, allzeit wahr.“

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