Montag, 14. Oktober 2013

Ferne Schreckensboten


Ja, wer dort stirbt ist
noch immer nicht selber schuld
wer da überlebt selten stirbt
in völliger Unschuld wo Blut
und Schweiß sich die Hände reiben

nein, sehen kann ich sie nicht
die Zellen der Angst
die Türen hinter denen
manch freier Wille bricht

nein, hören kann ich sie nicht
die Schreie hinter Mauern
die Schläge aufs nackte Fleisch
so vieler Lebens letzter Ton

ja, was ich nicht selber hören
was nicht selber sehen kann
fliegt in dichten Nebelschwaden
unseres Kontinenten Morgengrauen
fühlbar spürbar blutig zu mir her

in mein Land wo ruhen die Stiefel
die Peitschen hängen an der Wand
genervte Touristen Zellen durch pilgern
in denen Folter nicht nur ein Wort
Vernichtung nicht nur Gedanke war

Nein, nicht alles ist wohl wahr
Ja, manches tut uns auch leid
Nein, wir hier wissen wenig genau
Ja, aber meistens doch Bescheid
Nein, nicht Augen zu, hinsehen

Hinsehen
Hinhören
Fühlen
Spüren
Wie nah so vieles ist
nichts nur Vergangenheit
sind die Schreckensboten
auch noch so weit


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