in der Mitte
gegenüber dem Rathaus
grobsteinerner Stolz
spitz in die Wolken gestemmt
im Dorf gelassen
wie anderes nicht
umzingeln den romanischen Bau
links und rechts
flachbautige Einkaufsbaracken
fahnengeschmückte Parkplätze
zwischen ihr und
weltlicher Macht
beidseitig Fußgängerampeln
mit Männchen aus einem anderen Land
rumpeln die Traktoren
schon lange nicht mehr
über grün aufgebrochenes
Kopfsteinpflaster
dafür zerdrücken den Asphalt
Lastwagen aus allen Ländern
eines geeinten Kontinents
quergestellt kleine Schilder
"zu verkaufen"
daneben die Inschrift
aus mutigen Wandertagen
"WIR BLEIBEN ALLE"
„Am Sonntag kommen immer weniger“
klagt der Aushilfspfarrer aus Indien
in makellosem Dorfplatt
während wir seine Bänke
schonen im Stehen
der Geschichte hier lauschen
versuchen zu verstehen
wer hat verraten, war
das Opfer, blieb im Stall
in den Finsternächten, Greueltagen
hat die Wölfe gehört
gewarnt oder geschwiegen
sich ehrlich gefreut
beim Friedensleuten
der Freiheit neuen Klang
am Ende zweier Finstermächte
heute lässt man uns hier fragen
die Fassaden besehen
ohne Aufpasser herumgehen
lässt uns ohne Antworten
an der Fußgängerampel stehen
was hätten wir getan, welches Recht
maßen sich unsere Blicke an
auf den Feldern erblüht
sichtbar neues Gedankengut
in strahlendem Gelb
unter weißgrauem Flügelschlag
darauf verweisen auch die Spiegel
für die Wolken auf den Dächern
Hausanstriche sind die gleichen geblieben
Vorgärten zaghaft noch im Bemühen
dem Nachbar ein Lächeln zu schenken
wachsen die Erinnerungen sich aus
die Jugend weiß nichts davon
„Ziehen alle weg. Keine Arbeit,“
klärt der Pfarrer Roms uns auf
schließt die alte Holztür zu
„hier ist man lutherisch“
wie früher schon mal
da werden die Kirchen abgeschlossen
„Wir sind hier nur Gast,
„sehen Sie da, da oben“,
sehen wir nichts außer den Wolken
„Vögel, sie fehlen immer noch.
Sie finden hier keine Nahrung.“
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