Dienstag, 4. Februar 2014

Lob der leeren Kirchen


unverlassen leer
auf meinen Wegen
der Städte und Dörfer Kirchen
mit ihren Gewölben
bar aller Zeremonien
bei meinen Schnuppergängen
selten nur „rappelvoll“
kaum ausgebucht
lauert mir keiner dort auf

offen sind mir ihre Türen
keine Klingel, keine Pförtner
kein Gesichtsabchecken
kein Eintrittsbillet, kein Ausweis
verlangen sie von mir
immer kann ich sie betreten
ungefragt, ungebügelt, ungekämmt
darf ich in ihnen sitzen, gehen
staunen, schweigen
ob Dom, Kathedrale
Dorfkapelle

harren hier 
keine Geschäfte auf mich
summt kein Handyklingelton mich an
keine Mails treffen hier ein
fragt niemand mich
nach meinen Wünschen
hält mich nichts auf
auch nicht
meiner Tränen Lauf

kann ich beten und auch nicht
bleiben lassen
was und wie ich will
versammeln nichts als die Gefühle
mich wieder neu zu spüren
die Stille zu genießen 
die dicken Türen
zwischen
dem Draußenlärm und
dem was hier als hohe Stille
zu mir spricht

umgebend nur der kühlend Raum
seine langen Schatten
fragen nichts
ordnen nichts an
fern jedes Controllings
wunderbarst geborgen
meiner Gedanken Spiel

ist es vielen Gotteshaus
mir stets Menschenhaus
Zufluchtsort zum Meditieren
Treffpunkt unserer Vorfahren
auf den Bänken ihre Spuren
in dem Stein was sie geträumt
die hier mit ihren Sorgen kamen
so viel Leid davor erfahren
hier Trost zu finden
neue Kraft
so wie ich, der Ungläubige
jetzt auf ihren Bänken

meines Lebens Teil
Reichtum der noch glücklich macht
der leeren Kirchen Verweil

(c) bild + text jörn laue-weltring lingen 2014

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