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Donnerstag, 20. Juni 2013

Erwischt: dieses Jahr lässt das Wasser niemanden aus oder der Aschenbecher-Verlust












Mein 
heißgeliebter 
Aschenbecher
aus Terrakotta 
mit Ton-Deckel
ein Verlust 
der mich
mehr berührt
als das Ende
unseres mehr
als geliebten
genossenen
Pavillons

in dem Moment
als das Wasser
aus dem Himmel
ausbrach
auch
unsere Straßen
in rasende
Bäche verwandelte
manch einem 
der Keller 
voll lief

sah ich mit
Entsetzen 
nur auf meinen 
Aschenbecher
zerbrochen
unter dem verbogenen
Gestänge liegend
während der Regen
mich durchnässt
auf meinem 
Gesicht
Tropfen
wie Tränen 
hinterlässt

spüre ich
wie bekloppt wir
Menschen
bisweilen fühlen
reagieren
in Katastrophen
als wäre 
der Verstand
in deren 
Angesicht
nicht bereit
weiter logisch
zu funktionieren

als
überließe er
ausgerechnet
bei Katastrophen
dem Gefühl
die Herrschaft
über unsere
Reaktionen
wo er mit Ruhe
und Übersicht
mehr als gefragt
wäre

fege ich so
halt die traurigen
Reste meines
Aschenbechers
aus Terrakotta
mit Deckel
inclusive
bereits
aufgehäufter
Kippen
zusammen

hoffe 
in diesem
Moment 
nur darauf
einen Verwandten
von ihm 
irgendwo
entdecken
zu können
als wäre das
viel wichtiger
als die
großen Probleme

meiner
Mitbürger
zur gleichen Zeit
geschlagen mit
zu viel Wasser
in Stuben, Kellern
Schankstätten
Bekleidungsläden
Gemüsefeldern
Beerenflächen
Ställen und 
Weiden

wo das Vieh
zu Hunderten ersoff
und sie so
an den Rand
ihrer
Existenz
getrieben wurden
ganz zu schweigen
von den Tieren
auf freier Wildbahn
deren Kadaver
die Flächen
belagern
wo das Wasser
sich langsam
verabschiedetet
mit Gestank
und giftigen
Geschenken

trauere
ich um
meinen 
Aschenbecher
immer noch





Sonntag, 9. Juni 2013

Das Wasser 2013



das Wasser rauscht
das Wasser kommt
aus allen Wolken
hoch über den Alpen
aus nassem Tiefdruckstau
über die Weiden, Bäche
in die großen Ströme

das Wasser kommt
sich überschlagend
hat einfach aufgeklappt
da nun ohne Kraft
unsere alten Sünden
aus Beton und Asphalt
wie frisch gepflügt

das Wasser kommt
das Wasser bricht
jetzt durch alle
Nähte und Ritzen
erobert Häuser
Straßen und Brücken
nimmt mit, nimmt alles mit

das Wasser schwillt
das Wasser kommt
treibt uns vor sich her
stapeln sich auch
unsere Sandsäcke
bis zum Himmel
schneller als wir fliehen

das Wasser presst
das Wasser kommt
wild um sich
schlagend über
die erhöhten Deiche
alles wird zu Seen, bald
gar zu Ozeanen

das Wasser sucht
das Wasser kommt
sucht sich die alten Wege
bahnt neue Bahnen sich
reißt mit sich was nicht
mehr fortrennen kann
jetzt nur noch Treibgut

das Wasser kommt
das Wasser straft
und wir sind zu spät
längst treibt es auch
hoch aus den Kanälen
unsere eigene Pisse

das Wasser reißt
das Wasser kommt
straft uns für den Raub
an freien Flächen
wildem Flussverlauf
das enge Korsett
aus billigen Deichen

das Wasser kommt
und es beweist
mit jedem Schwall
die Vergänglichkeit
unserer gierigen Werke

das Wasser kommt
es spült die Wahrheit
über das Land
durchweicht so Dämme
alles Menschwerk
tanzt mit seinen Wellen
uns in sein nasses Grab