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Freitag, 8. November 2013

In stürmischen Gefilden


wenn der Wind uns zürnt
die Wolken aufschlagen
auf die Dächer
verkriechen wir uns
zählen
die Sekunden
zwischen Blitz und Donner

beim Kartenspiel
des Lebens
sticht Trumpf
nicht immer
sind Bauernopfer
an der Tagesordnung

ängstlich der Blick
durch die Fenster
was
ist vorbei
welche Schäden
bleiben uns erhalten


Sonntag, 8. September 2013

Die Meister des Herbstes



der große Dirigent begann leise
seine Musik des Wassers an den Seen
ließ dann die Flüsse schneller werden
aus kleinen Glitzerhügeln ein wogendes Gebirge
langsam sich hoch wühlen das Meer
erst nur die Blätter rascheln dann
gewaltiger schlagen die Äste der Bäume
die Seen an ihre Uferpromenaden trommeln
die Flüsse ihre Wellen über die Brücken
das Meer mit Schaum über die Dünen
streichen, immer mehr, bis die Dächer der Häuser
wie Beckenklang auf die Straßen prallten
Stämme knackten, barsten, brachen, Mauerecken
erst priffen, dann heulten, Ziegel irrwitzig im Takt dazu
hüpften, Glas knirschte, dann klirrte im Parallelklang
zum Scheppern der Bleche und zerschellendem Porzellan
die Symphonie endlich alle Geräusche einsammelte und
zusammenband, die ihr Komponist zu Wasser und zu Lande
finden konnte und mit sich gerissen hatte, die Zuhörer
erschrecken und vor Angst erstarren ließen
da sogar die Sonne mit dem Mond
zu tanzen schien, eine schwerblütige Dunkelheit
über alles herfiel

bis er dann aber
kleinere Töne, mehr Dur als Moll
hinein zauberte mitten in das größte Getöse
Stampfen und Krachen, wie das Flüstern
der Mäuse auf den Dachböden und ihre
Trippelschritte im Heu, dazu langsam erste
ganz feine Sonnenstrahlen wie Seidenfäden
in der nachtgleichen Schwärze wie Edelsteine
funkelnd, das neues Licht erschien
die Fäden stärker wurden, goldenen Armbändern gleich
auch die Wellen sich streckten, sanfter anschlugen
Äste sich nur noch leicht berührten, Dächer
langsam sich zur Ruhe schaukelten, auf den Seen
ein sanftes Kräuseln nur noch ihre silbernen Tücher
humorvoll glucksend das Meer, so es
das Land kaum noch hörbar verließ, sich verbarg
im Teppich mit tanzenden Kronen aus Schaum
während die Besucher dieses Konzertes
tief durchatmeten, sich ansahen
froh, noch einmal lebend
davon gekommen zu sein
sich in warme Kleidung hüllten
draußen den Rest des Tages zu besehen

später meinten sie nur: „Die Aufräumarbeiten
haben länger gedauert als das ganze Konzert.“
So ist es eben hier seit Urzeiten, der Kunst
fällt es schwer, Gefallen bei den Leuten zu finden
aber vielleicht nimmt sie einfach
auch zu wenig Rücksicht

Donnerstag, 20. Juni 2013

Erwischt: dieses Jahr lässt das Wasser niemanden aus oder der Aschenbecher-Verlust












Mein 
heißgeliebter 
Aschenbecher
aus Terrakotta 
mit Ton-Deckel
ein Verlust 
der mich
mehr berührt
als das Ende
unseres mehr
als geliebten
genossenen
Pavillons

in dem Moment
als das Wasser
aus dem Himmel
ausbrach
auch
unsere Straßen
in rasende
Bäche verwandelte
manch einem 
der Keller 
voll lief

sah ich mit
Entsetzen 
nur auf meinen 
Aschenbecher
zerbrochen
unter dem verbogenen
Gestänge liegend
während der Regen
mich durchnässt
auf meinem 
Gesicht
Tropfen
wie Tränen 
hinterlässt

spüre ich
wie bekloppt wir
Menschen
bisweilen fühlen
reagieren
in Katastrophen
als wäre 
der Verstand
in deren 
Angesicht
nicht bereit
weiter logisch
zu funktionieren

als
überließe er
ausgerechnet
bei Katastrophen
dem Gefühl
die Herrschaft
über unsere
Reaktionen
wo er mit Ruhe
und Übersicht
mehr als gefragt
wäre

fege ich so
halt die traurigen
Reste meines
Aschenbechers
aus Terrakotta
mit Deckel
inclusive
bereits
aufgehäufter
Kippen
zusammen

hoffe 
in diesem
Moment 
nur darauf
einen Verwandten
von ihm 
irgendwo
entdecken
zu können
als wäre das
viel wichtiger
als die
großen Probleme

meiner
Mitbürger
zur gleichen Zeit
geschlagen mit
zu viel Wasser
in Stuben, Kellern
Schankstätten
Bekleidungsläden
Gemüsefeldern
Beerenflächen
Ställen und 
Weiden

wo das Vieh
zu Hunderten ersoff
und sie so
an den Rand
ihrer
Existenz
getrieben wurden
ganz zu schweigen
von den Tieren
auf freier Wildbahn
deren Kadaver
die Flächen
belagern
wo das Wasser
sich langsam
verabschiedetet
mit Gestank
und giftigen
Geschenken

trauere
ich um
meinen 
Aschenbecher
immer noch