Montag, 29. April 2013

Flüchtiger Schwarm



 wir fliehen, wenn die Narzissen und Krokusse blühen
wir fliehen, wenn die Tauben ihre Flügel in die Lüfte schlagen
vor den Katzen in den Gängen, den Füchsen in der Nacht
vor den Bären bei den Mülltonnen, den Radfahrern am Tag
wir fliehen, wir fliehen, als gäbe nur Flucht uns zurück
was wir vergebens angefangen und liegen lassen haben
fliehen wir egal wohin mit Darm und Magen, fliehen wir
mit den Zeigern der Uhren so weit davon wie möglich


wir ziehen, mit Sack und Pack im Traum am Leben vorbei
ziehen wir und ziehen, auf dem längsten Treck der Siedlerzeit
ziehen uns um und ziehen Sachen, ziehen nicht zuletzt
uns selbst heraus aus alten Flaschen und Gelegenheiten
weiter und zurück im Kreis über alle Berge mit Kind und Kegel
ziehen wir und ziehen, über jeden Grund und Anlass erhaben
ziehen wir ohne Rast und Ruh für Liebesangelegenheiten
zu müde, ausgebrannt im Verbrauchen einfach jeder Minute

zum Fliehen aus Zeit und Raum, letzte Anker zu lichten
die Schiffe überladen mit leeren Containern ohne Hafen
fliehen wir und fliehen jede Stunde, fliehen der Vergangenheit
überfliegen die Gegenwart, immer schon in der Zukunft
angekommen bevor sie ausgereizt für die nächste Runde
fliehen wir über Geburten, Todesfällen, Gräbern und Wiegen
fliehen und ziehen, ziehen und fliehen als grausamer Schwarm
hinterlassend tiefe Furchen, breite Schneisen aufunserer Bahn

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