Sie
tat mir leid.
Ihre
schwarzen Haare wirkten tot, wie abgeschnitten und gefärbt. Ihr Gesicht
darunter machte es zu einer bleichen, traurigen Maske.
Sie
meldete uns den tödlichen Unfall ihrer Schwester.
Wir fanden die
Tote halb im Graben, halb an der Böschung in verenkter Stellung liegend. Ihre Augen wirkten riesig,
vielleicht weil ihr die Haare fehlten.
„Krebs,
dritte Chemotherapie, hat alles überlebt, trotzdem seit Jahren nur noch ein
Pflegefall“, so hatte die Schwester uns tränenreich erzählt. Aber immerhin
konnte sie noch selber Auto fahren, sonst wäre es ja nicht zu dem schrecklichen
Unfall gekommen. Dabei hätte sie sie stets gewarnt in ihrem Zustand und so.
Fast
hätten wir der Frau mit den schwarzen Haaren geglaubt.
Aber wir fanden im ganzen Haus keine Perücke. Das
machte uns stutzig. Keine Frau läuft jahrelang, sei sie noch so krank, mit
Glatze umher.
Als
eine Kollegin die Dame bat, doch einmal für uns ihre Perücke ab zu nehmen, fing diese an zu
kreischen und zu betteln. Es war tatsächlich die Perücke ihrer Schwester,
schwarz gefärbt.
Und
der Unfall? Eiskalter Mord!
Wir fanden heraus: Sie hatte ihre Schwester mit starken Medikamenten
hilflos gemacht und unangeschnallt auf den Beifahrersitz gesetzt. Sie selbst
hatte sich dick gepolstert hinter das Steuer begeben und den Wagen gezielt
gegen den Baum gefahren. Ihr Airbag hatte funktioniert, der ihrer Schwester
nicht, da sie ihn vorher manipuliert hatte. Dann hatte sie die Hände der Schwester
an das Lenkrad gepresst und sie seitlich aus dem Wagen gestoßen. Laut Arzt
hatte die da wahrscheinlich noch gelebt. Die Frau habe der Schwester die
Perücke abgenommen, sei dann in ihren eigenen Wagen gestiegen, den sie zuvor
gut versteckt dort abgestellt hatte, habe dort, warum auch immer, die Perücke schwarz gefärbt
und sie gleich danach aufgesetzt, sei dann in der Gegend rumgefahren, bis ihr die Zeit
ausreichend erschienen sei, zur Unfallstelle zurückgefahren um dort gesehen zu werden
und dann bewusst als "total von der Rolle" per Anhalter zur Polizei gelangt, um den Unfall dort bei uns zu
melden.
Die Pflege der toten Schwester hatte eine Pflegekraft durchgeführt.
Blieb die Perücke!
Sie
tat mir nicht mehr leid oder nur noch etwas. Schließlich ist Habgier, auch wenn
es sich nur um eine Perücke handelt, ein niedriges Tatmotiv, kein wirklich
schönes. Da hilft auch kein Färben. Vor allem brauchte die Frau gar keine bei ihrem dichten braunroten Haar. Sie wurde in die Psychatrie überstellt. Dort trägt sie die Perücke wahrscheinlich heute noch.
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