„7 Brüder waren es und eine Schwester. Die wohnten weit
entfernt von allen Siedlungen und Bauernhöfen in einem Schloss. Aber eines
Tages entführte ein Zauberer das Mädchen und verwandelte die Brüder in Raben.
Lange suchten die Brüder ihre Schwester und fanden sie
schließlich in einem dunklen Turm gefangen. Es wäre, das wird sich zeigen,
besser vom Zauberer gewesen, er hätte sie in Mäuse verwandelt.
Denn unterwegs waren die Raben auch noch einer guten Fee
begegnet und die verriet ihnen, dass sie sieben Jahre, soviel wie sie Brüder
wären, um den dunklen Turm kreisen müssten, dann wären sie alle vom bösen
Zauber befreit.
Mäuse hätten diese Aufgabe wohl kaum überlebt, geschweige
denn ausführen können.
Der Hammer aber war, dass sie bei Todesfall jeweils ein Jahr
weniger fliegen müssten. Würden sie also alle sieben Selbstmord begehen, wäre
ihre Schwester sofort befreit und würde auch noch nicht einmal erfahren, wieso.
Das war ein schwerer Schock für die Brüder. Sollten sie
freiwillig sterben, damit die Schwester eher befreit ist?
Alle lachten plötzlich zugleich auf, das heißt, sie meinten
zu lachen, krächzten aber natürlich nur. Egal.
Sie hatten alle an ihre Schwester gedacht und wussten, dass
die vor Kummer über ihre Brüder sofort sterben würde. Das wäre dann ein
unsinniger Freitod.
Und so flogen sie halt hier ihre sieben Jahre um den Turm herum,
hassten die Gegend und den Turm und das Wetter und blieben tatsächlich bis auf
kleinere Verletzungen vom Sterben verschont.
Die letzten Tage waren dann die schlimmsten. Sie konnten es
kaum erwarten und als es dann endlich soweit war, setzten sich drei in das
Zimmer zu dem Mädchen und vier vor die Tür.
Leider hatte die Fee ihnen vergessen zu sagen, dass ein
Rabenjahr mehrere Menschenjahre zählt. Ansonsten lief alles nach Plan.
Die Tür ging auf, die vier konnten als Menschen in den Turm
und die anderen als Menschen nach draußen. Die Brüder erfreuten sich an der
Jugend und Schönheit ihrer Schwester, verstanden bloß nicht, warum die sie
nicht erkannte und ihnen für die Befreiung nicht gleich um den Hals fiel.
Der Grund war einfach zu verstehen: aus den Brüdern waren
zittrige Tattergreise geworden, die sie nicht als ihre Brüder erkannte.
Sie kamen nur mit Mühe die Treppe hinunter und das Mädchen
musste sie beim Gehen abwechselnd stützen.
Kaum waren sie draußen alle wieder vereint, gab der erste
Bruder seinen Geist auf und als das Mädchen bei ihrem Schloss angelangt war,
hatte sie auch den letzten Bruder begraben.
Daraufhin weinte das Mädchen bitterlich, so wie es die
Brüder vor sieben Jahren vorausgesehen hatten, den ganzen Tag, fand so keinen
Mann und überlebte sie nicht lange.
Wäre also doch taktisch klüger gewesen Selbstmord zu begehen
und ein oder zwei am Leben zu lassen. Aber so clever sind die vom Schloss halt
nicht, eher gewohnt andere krepieren zu lassen.“
So hat es Hilde uns früher erzählt und Hermann hatte gelacht
und getrunken.
„Ganz schöne Döspaddels. Und clever vom Zauberer. Aber hätte er die Bengels vermaust, dann
hätte er das Mädchen für immer behalten können.“
„Na, man gut, dass ich nich so viele Brüder hab’.“,
antwortete sie nur etwas kurz und spitz. „Die Fee finde ich merkwürdig. Warum
hat die den Brüdern nicht erzählt, dass sie ihre Schwester eher hätten befreien
können, viel eher?“
„Na, “ sagte Hermann, “ist doch klar wie Kloßbrühe. Feen
sind auch nur Weibsbilder und die haben es allemal dicke hinter den Ohren!
Wahrscheinlich hat die sich mit dem Zauberer zusammen scheckig gelacht über
diese fliegende Prinzengarde.
Obwohl eins mir nich ganz klar is, was der Zauberer mit der Deern
eigentlich angefangen hat in den sieben Jahren in düssen Turm.“
Hilde sagte dazu lieber nichts. Männer waren eben Schweine.
Ps. Raben sind viel intelligenter als die 7 Brüder hier sich
gezeigt haben. Die wären zum richtigen
Geburtstag zur Schwester gekommen. Moral von der Geschichte: ein neues
Federkleid verbessert nicht automatisch den Verstand!
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