Dienstag, 26. März 2013

Eine Rabengeschichte



























„7 Brüder waren es und eine Schwester. Die wohnten weit entfernt von allen Siedlungen und Bauernhöfen in einem Schloss. Aber eines Tages entführte ein Zauberer das Mädchen und verwandelte die Brüder in Raben.

Lange suchten die Brüder ihre Schwester und fanden sie schließlich in einem dunklen Turm gefangen. Es wäre, das wird sich zeigen, besser vom Zauberer gewesen, er hätte sie in Mäuse verwandelt. 

Denn unterwegs waren die Raben auch noch einer guten Fee begegnet und die verriet ihnen, dass sie sieben Jahre, soviel wie sie Brüder wären, um den dunklen Turm kreisen müssten, dann wären sie alle vom bösen Zauber befreit.

Mäuse hätten diese Aufgabe wohl kaum überlebt, geschweige denn ausführen können. 

Der Hammer aber war, dass sie bei Todesfall jeweils ein Jahr weniger fliegen müssten. Würden sie also alle sieben Selbstmord begehen, wäre ihre Schwester sofort befreit und würde auch noch nicht einmal erfahren, wieso.

Das war ein schwerer Schock für die Brüder. Sollten sie freiwillig sterben, damit die Schwester eher befreit ist?

Alle lachten plötzlich zugleich auf, das heißt, sie meinten zu lachen, krächzten aber natürlich nur. Egal.

Sie hatten alle an ihre Schwester gedacht und wussten, dass die vor Kummer über ihre Brüder sofort sterben würde. Das wäre dann ein unsinniger Freitod.

Und so flogen sie halt hier ihre sieben Jahre um den Turm herum, hassten die Gegend und den Turm und das Wetter und blieben tatsächlich bis auf kleinere Verletzungen vom Sterben verschont.

Die letzten Tage waren dann die schlimmsten. Sie konnten es kaum erwarten und als es dann endlich soweit war, setzten sich drei in das Zimmer zu dem Mädchen und vier vor die Tür.

Leider hatte die Fee ihnen vergessen zu sagen, dass ein Rabenjahr mehrere Menschenjahre zählt. Ansonsten lief alles nach Plan.

Die Tür ging auf, die vier konnten als Menschen in den Turm und die anderen als Menschen nach draußen. Die Brüder erfreuten sich an der Jugend und Schönheit ihrer Schwester, verstanden bloß nicht, warum die sie nicht erkannte und ihnen für die Befreiung nicht gleich um den Hals fiel.

Der Grund war einfach zu verstehen: aus den Brüdern waren zittrige Tattergreise geworden, die sie nicht als ihre Brüder erkannte.

Sie kamen nur mit Mühe die Treppe hinunter und das Mädchen musste sie beim Gehen abwechselnd stützen.

Kaum waren sie draußen alle wieder vereint, gab der erste Bruder seinen Geist auf und als das Mädchen bei ihrem Schloss angelangt war, hatte sie auch den letzten Bruder begraben.

Daraufhin weinte das Mädchen bitterlich, so wie es die Brüder vor sieben Jahren vorausgesehen hatten, den ganzen Tag, fand so keinen Mann und überlebte sie nicht lange.

Wäre also doch taktisch klüger gewesen Selbstmord zu begehen und ein oder zwei am Leben zu lassen. Aber so clever sind die vom Schloss halt nicht, eher gewohnt andere krepieren zu lassen.“

So hat es Hilde uns früher erzählt und Hermann hatte gelacht und getrunken.

„Ganz schöne Döspaddels. Und clever vom Zauberer.  Aber hätte er die Bengels vermaust, dann hätte er das Mädchen für immer behalten können.“

„Na, man gut, dass ich nich so viele Brüder hab’.“, antwortete sie nur etwas kurz und spitz. „Die Fee finde ich merkwürdig. Warum hat die den Brüdern nicht erzählt, dass sie ihre Schwester eher hätten befreien können, viel eher?“

„Na, “ sagte Hermann, “ist doch klar wie Kloßbrühe. Feen sind auch nur Weibsbilder und die haben es allemal dicke hinter den Ohren! Wahrscheinlich hat die sich mit dem Zauberer zusammen scheckig gelacht über diese fliegende Prinzengarde.
Obwohl eins mir nich ganz klar is, was der Zauberer mit der Deern eigentlich angefangen hat in den sieben Jahren in düssen Turm.“

Hilde sagte dazu lieber nichts. Männer waren eben Schweine.

Ps. Raben sind viel intelligenter als die 7 Brüder hier sich gezeigt haben.  Die wären zum richtigen Geburtstag zur Schwester gekommen. Moral von der Geschichte: ein neues Federkleid verbessert nicht automatisch den Verstand!

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