Donnerstag, 17. Oktober 2013

Lasse mich nicht frei



heute Nacht lasse mich
Dein Schilfrohr sein im Sommerwind
heute Nacht lasse mich
Dein Mühlstein sein für unser Morgenbrot

aber lasse mich nicht frei
nur leicht mit Dir entschweben als Morgenwölkchen
aus unserem Lava ausströmenden Vulkan

heute Nacht lasse mich
Deine Asche sein die Du verbrennst
heute Nacht lasse mich
Deine Stromschnelle sein bevor die Fluten im Meer versenkt

aber lasse mich nicht frei
nur fliegen in Deiner Gedanken Vogelschwarm ins Warme
nach einem kalten Tag

heute Nacht lasse mich
der Wanderer sein zwischen Deinen Tälern und Gipfelwegen
heute Nacht lasse mich
ankommen bei Dir in einem Bummelzug mit vielen Stationen

aber lasse mich nicht frei
von Deinen Fesseln stürzen in die wilde Einsamkeit
verbrannter Herzen schaler Glut

heute Nacht lasse mich
Dein prickelndes Brausepulver sein auf nackter Haut
heute Nacht lasse mich
die Gießkanne sein die Dein buntes Blumenbeet begießt

heute Nacht lasse mich
alle längst bekannten Bilder neu und frisch uns malen
heute Nacht lasse mich
als Bildhauer uns im Rausch ein Wunderwerk gestalten

vor allem aber, lasse mich nicht frei
wie den Schmetterling von Blüte zu Blüte schweben
lasse mich, Liebste, weiter dürsten nach uns zwei


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