Montag, 27. Januar 2014

Fragen an Tagen wie diesen


in welchem Ofen
wären meine Knochen
verbrannt
in welchen Orten
hätte meine Gaskammer
gestanden
in welches Grab wäre ich
gefallen oder unter den
Schüssen in Plötzensee
der blutigen Guillotine
der Weißen Rose
in München

wo wäre mein Platz
gewesen
bei den Opfern
oder den Tätern
welchen Befehlen
hätte ich nicht
widerstehen mögen
vor was mich gefürchtet
worauf noch gehofft

alles das ist mir
erspart geblieben
nicht so überaus vielen
nicht und noch viel mehr nicht
Millionen die zahlten
den Preis dieses Wahns
Millionen, die es taten
mehr und auch weniger
europa- und weltweit

ist mir das erspart geblieben
ich weiß es
werde es immer wissen
mit mir tragen
diese Last so vieler Verbrechen
im Namen meines Volkes
zu dem ich gestoßen bin
ohne geprüft zu werden

wo wäre ich gewesen
Judas für wen
ich weiß es nicht
werde das nie wissen
auch damit leben
weil ich zu spät
für all das geboren bin
nicht aber dafür mich
zu befragen, immer wieder

wo wäre ich gewesen und
wo bin ich heute, wo
stehe ich versagend. wo
im Widerstand
wo warten auf uns
Lager, Stacheldraht
und Gasaufdreher
wo sind wir hier
vor oder hinter der Front
Opfer oder Täter

die Zeit ist immer da
sich das zu fragen
spätestens an solchen Tagen wie
an dem, an dem sie
Auschwitz
nicht durch, nur von
meinem Volk befreit

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