Montag, 20. Januar 2014

Wären wir doch, würden wir



ach, könnte ich doch Buchhalter sein
nicht unbedingt von Beruf
nein, nur als Typ so sein
jahraus, jahrein Gelassenheits
Ruhe verströmen, nicht aufbrausend
hektisch die Arbeit aufblasen
verbittert ermüdet mich aufraffen
erneut mit Arbeit zuzuschlagen
könnte ich doch, ach, ein Buchhalter sein

oder wie dereinst an der Weser Hügel
auf dem Trecker die Weiden abfahren
zwischen Hochwald und Wesertal
die Jahreszeiten gelinde erfahren
dem Himmel danken und dem Tag
wie ich da so jung auf dem Trecker saß
ja, könnt ich sein ein Bauersmann
tun was anliegt, nicht weniger, nicht mehr

und bin doch dieser Springinsfeld
ein Unruheherd im Hürdenwahn
ausgelaugt und ständig aufgezäumt
und doch auch gern das was ich bin
in der Trauer traurig, im Zorn zornig
in der Liebe liebevoll, allen Gefühlen
offen und zur Umwelt stets bereit
mit offenen Augen, weitem Herz
bringt gerade das mir auch den Schmerz

und doch wünsch ich mir und mir die Lieben
die mich in meinem Spannungsfeld umgeben
ein bisschen mehr Buchhalter und Bauersmann
ein bisschen ruhiges Treckerfahren und Sitzen
bei Tisch, im erblühenden Garten vorm Haus
mehr Gelassenheit im Leben und weniger Aufbraus
bei des Lebens bitterem Spiel der Ungerechtigkeiten

vor allem würde ich viel lieber nur zu essen kriegen
was nicht eingesperrt, beraubt der Schönheit dieses Lebens
was nicht die Böden frisst und die großen Wälder
würde gerne Kleidung tragen die nicht die Trauer
von Ausbeutung und moderner Sklaverei in sich haben
würde, würde, ach so viel gern anders sehen
und mit einer friedlicheren Welt weiter ziehen

wären doch die Welt und ich nicht so wie wir sind
und gelegentlich ein bisschen mehr von dem
was wir auch in uns tragen, Liebe, Schönheit,
Segen der Wandelbarkeit, Wunder zu erschaffen
wären wir doch, was unsere Sehnsüchte uns verraten
eher zufrieden und das mit liebender Gelassenheit

(c) bild + text jörn laue-weltring lingen 2014

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