Ankunft
…
Ein
„Gütesiegel“ auf der Eingangstür:
„Unsere
Kompetenz
Richtig
Essen“,
gutes Kochen
wäre mir lieber.
…
„Alle
Besucher werden gebeten sich beim Empfang zu melden!
Besuche auf
den Patientenzimmern sind nicht gestattet!“
Na prima,
geht gleich weiter. Dieses Schild ist das Größte hier, unübersehbar, formlos,
lieblos an die linke Seite des Glaskastens vom Empfang gehängt, dafür riesig,
unübersehbar.
Natürlich ist
kein Mensch da im Empfang um mich zu empfangen. Dafür ein Schild „Bin gleich
zurück. Ich bitte um Verständnis.“
Bin gespannt
wie lange hier „gleich“ ist. Es stellt sich als sehr lang heraus, auf jeden
Fall länger als kurz aber da steht ja auch nicht kurz sondern gleich. Dafür
soll ich mein Verständnis hervorholen, was ich auch sogleich versuche,
schließlich bin ich nicht hier, um mich auf zu regen oder meinem Zeitstress
erneut zu verfallen.
Bin ich in
diesem Moment eigentlich noch Besucher oder schon mehr, Patient zum Beispiel, mit der Zimmer-betreten-Erlaubnis? Sind
Besucher die, die Aufenthalter wie mich hier oder aus anderen Gründen das Haus
besuchen oder alle, einfach alle die hier nicht arbeiten, beziehungsweise
aufgrund eines Arbeitsvertrages ihre Aufenthaltsberechtigung für hier
nachweisen können? Dürfen Letztere alle die Zimmer besuchen oder nur in
bestimmten Fällen, genau deklarierten Ausnahmen oder sogar niemand, einfach
niemand? Darf ich, wenn ich denn mal ein Zimmer hier erhalte, dann alleine das
Zimmer betreten und nur so lange ich hier sein darf oder muss, nur ich alleine
und sonst niemand? Wie ist es mit der Reinigung der Zimmer? Gibt es dafür
Personal und dürfen die …?
Es gelang mir
also die Wartezeit vor dem Empfang, bei dem sich alle … zu melden“ hatten,
einigermaßen gedankenverspielt zu überbrücken. Natürlich reichte das nicht. Die
Zeit des Wartens dehnte sich darüber hinaus.
Schließlich kam eine Frau, eifrig mit einem Papier beschäftigt, dies
auch noch, nachdem sie sich den Empfang aufgeschlossen und sich hinter den PC
gesetzt hatte. Da wusste ich, warum mir alles an diesem Tage geschehen war:
Geduld. Ich sollte mich in Geduld üben. Vielleicht, dass ich so nicht wieder im
„burn-out“ lande. Also Geduld. Mein Koffer steht ja auch ruhig da und hält es
sicherlich noch ein paar Stunden vor dem Empfang aus.
Zugegeben,
danach waren alle freundlich zu mir und so startete ich in meine Zeit des
Wartens und Geschehens, mehr warten als geschehen, aber in einem Wechsel, der
mich auf neue Art mit mir selber umzugehen ermöglichte.
Natürlich,
das fiel mir weder leicht noch zu. Natürlich.
…
Meine Therapeutin
hält mich für hochbegabt und zu schnell im Denken, Lesen und Verstehen. Das
bringe mich in Konflikt mit anderen, die langsamer bei diesen Verben vorgingen.
Vielleicht hätte ich damals doch Alice Miller, „Drama des begabten Kindes“
lesen sollen. Aber dann schockt mich die Therapeutin wirklich:
Was ich hier
suche könnte ich nur in einer Privatklinik bekommen. Mein Verweis auf die lange
Liste der Angebote der Klinik kontert sie mit dem Hinweis, was ich meine, warum
das so klein geschrieben sei. Am nächsten Morgen bin ich mir nicht mehr sicher,
ob das wirklich so gesprochen wurde oder ich nur einer meiner wirren Träume vor
mir habe.
Die
Unterbringung von uns „Meisen“, also die mit den Macken, die Psychos, erfolgt
in den oberen Etagen (darunter kommen die „Stockenten“, früher „Körperversehrte“
genannt, die froh vor uns flüchten, wenn wir mit ihnen im Fahrstuhl hängen und
in unser „Meisenheim“ weiter fahren). Gerüchteweise geschieht dies, damit die
Burn-Outs nicht so starke Entzugserscheinungen bekommen, können sie auf diese
Weise doch mehrmals am Tag, überwiegend mit dem Fahrstuhl, wie gewohnt
„hochfahren“ und zu ihren Anwendungen, die sie ja runterbringen sollen, wieder
„runterfahren“.
(Ich
zumindest habe es in dieser Weise an manchem Tag für mich genutzt.)
…
Die einen
lachen immer, vor allem nach jedem zweiten Satz, wohl als Hinweis, dass die
zwei Sätze lustig, vielleicht sogar witzig bis zum Witz sind, dagegen andere
knurren, murren, stumpf und grau ihr Leid im Gesicht wie eine zu dick
aufgetragene Nachtcreme. Hauptsache Aufmerksamkeit, Zustimmung, Applaus.
Nichts von
Zauberberg, keine geistig bemühten Verhakeleien, kein Weltuntergang, zumindest
nicht philosophisch oder zynisch wohlwollend aufgenommen für ein Gespräch über
das Verschwinden von X, Y, Z.
Ich
durchschreite die verwirrend vielen Gänge und Stockwerke hier unter einer
Glocke aus Trauer, Müdigkeit, ohne eigenes Ziel, eine gläserne Glocke, die
offensichtlich auch verhindert, dass andere sich mir neugierig nähern oder zu
sehr versuchen im Raucherpavillon mich in ihre Zwei-Satz-Lustigkeit mit
einzubeziehen.
Ich fühle
mich wohl, sowohl in meiner Trauer als auch in meiner Müdigkeit. Sie ummanteln
und wärmen mich wie eine Kuscheldecke, nicht zu warm, nicht zu kalt, habe sie
so als meine Begleiter angenommen, widme mich mit ihnen ganz der
„Entschleunigung“, renne nicht mehr gegen sie an, nehme sie mit und lasse mich
von ihnen tragen. An der Zeit war es schon lange, sich näher mit ihnen an zu
freunden, weniger, sich dem Treiben strahlender oder grollender Augen allzu
sehr auszusetzen oder gar in sie ein zu tauchen.
Ich kenne
ihre Welten, ihre Rollen, seit Jahrzehnten habe ich in ihrem Theater
mitgewirkt, als Regisseur, als tragischer Held oder Harlekin. Ich bin diese
Bretter leid, die nicht die Welt bedeuten sondern Welt sind, Welt im Sturzflug,
auf aberwitzigem Karussell trotz all unserer Bemühungen ungerecht, brutal,
gierig, hemmungslos, verlogen, und so bezaubernd wie Bösewichte bisweilen auf
uns wirken mit ihrem Charme und dem Reiz des Verbotenen.
Nun also
zwischen Wald, Hügel, Schlachtfeldern europäischer Geister und Herrscher, eingesprengelten angeblichen Märchenplätzen
der sammelnden Brüder mit ihrer Ahnung, dass die „Aufklärung“ Kants uns
Menschen nicht nur befreit sondern auch den Weg nach Auschwitz vorbereitet hat.
„Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer“, ja, ja. Nein, nein. Die Vernunft
gebiert Ungeheuer, ist selber ein Monster, heute auf der ganzen Welt verstreut
sichtbar und erschreckend. Alles ist vernünftig, kennt gute Gründe und ist doch
nur ein Moloch, zerstörend, verschlingend, seine Spuren Glas- und Beton
gewordene mathematische Rezepte, blanker physikalischer Übermut.
Hier in der
Reha-Klinik nicht. Hier hat der Prosaist Kafka gewirkt, ist sein „Schloss“ und
ich bin der „Fremde“ in diesem Aquarium aus schwül dünstender Luft und
Geräuschen einer Beschäftigkeit, deren Sinn sich mir entzieht und der ich mich
mit Handtuch bewaffnet verschiedentlich andocken soll, zu mehr körperlicher und
geistiger Frische führend, heißt es, mit Plan aus Papier, noch, demnächst wohl
mit Clip am Ohr, der genau registriert inwieweit wir hier die Anweisungen
befolgen..
Bald schon
werde ich wohl hineingleiten in den Strom der Hin- und Hergeschickten,
Angeleiteten, sich auf Matten und auf Geräten bewegenden Bewohner, nur noch
meine Termine wahrnehmen und die daraus resultierenden Muskelkater und
Müdigkeiten, werde mich entweder in die Zwei-Satz-Lach-Technik flüchten oder
die dicke Creme auftragen aus Überforderung und Frust.
Ameisen zu
Ameisen, Rindviecher zu Rindviechern. Wer hierher kommt ist Opfer und darum
selber schuld. Die Täter sind Täter, bleiben unschuldig und kommen nicht
hierher. Bisweilen bezahlen sie. Aber wofür?
Wir Opfer
hier, Opfer unserer Unfähigkeit „nicht-Opfer-zu-sein“, zum größten Teil
gescheiterte Täter, gefallene Engel wie einst Luzifer verstoßen aus dem Himmel
der Erzengel, trotzdem wenn auch mit Kraft raubenden Aufwand, die Masken
unserer Täterdaseins oder geträumten Täter-seins vor uns hintragend, den
anderen antragend, in der Angst, man könnte uns auch diese Masken rauben und
was bliebe dann noch für uns, wo wir dann nur noch Opfer wären und das doch
nicht sein sollen, uns davon zu befreien haben, als gäbe es etwas zu werden,
was weder Opfer noch Täter ist, als wäre da etwas, was wir verbrochen weil
übersehen, nicht aufgenommen, nicht beachtet oder sonst was haben.
Schuld.
Schuld. Schuld.
Und morgens
Kaffee mit Zigarette im Raucherpavillon, Nachtcreme unter Zwei-Sätzen, irgend
etwas an diesem Tag sollte doch uns gehören, so wie dieser Pavillon außerhalb
der Gänge und Stockwerke wie ein hölzernes Fossil vergeblich gedachter Pläne da
steht, angenehm warm und hölzern aus Handwerk, im Gegensatz zu den Sanftfarben
der Betonfassaden drumherum.
Schuld.
Schuld. Schuld.
So treten wir
vorsichtig munter weiter. Schuld gewohnt. Schuld entlastet. Wir Opfer-Täter und
auch andersrum.
Immerhin:
alle hier wollen weiterleben, zumindest solange sie hier sind, und wenn auch
nur in Zwei-Sätzen im Raucherpavillon.
…
Auf meinem
ersten Erkundungsgang in den Ort zur Kirche geflüchtet, vorbei an der
hessischen Mischung aus unproportionalem Fachwerk mit spröden Farben und deren
Abblätterung, zum Teil versteckt hinter wetterverschmierten Schiefertafeln.
Evangelisch,
daher verschlossen, hält die Kirche aber meinen eindringlichen Blicken stand,
bis eine kleine Frau, ganz älter, ganz Dame, mir eröffnet, nachdem sie ihren
Kleinwagen ordentlich geparkt und verschlossen hat, mir die Kirche auf zu
schließen, da gleich Bet-Kreis sei und es somit ihr möglich, mich
hereinzulassen, was sie in ruhigem Schritt dann auch geschehen lässt.
200 Jahre
wurde seit 1300 an dieser Stadtkirche gebaut, entsprechend der Zeit gotisch,
also als himmelwärts aufstrebende Halle. Die Steine geben sich keine große Mühe
vor uns ihr Alter und die Zeiten, die sie hier miterleben mussten, zu
verbergen. Der ganze Bau scheint mir im Laufe der Jahre etwas in sich zusammen
gesunken auf der Spitze des Hügels, von wo er eintürmig in die Landschaft
ragt. Imposant wie alle Kirchen im
gotischen Geist, äußerlich zerkratzt, zerbröselnd, geschunden, weckt sie doch
das Interesse in mir, der alten Dame in das Innere zu folgen. Ich weiß schon,
dass mich dort der berühmte Flügelaltar von Konrad von Soest erwartet mit der
angeblich ersten Darstellung einer Brille im europäischen Mittelalter, genauer
aus dem Jahre 1403. Der Altar, gespannter Stoff völlig mit Gold überzogen,
darauf figürlich bemalt, hält, was ich mir gar nicht von ihm versprochen hatte.
Ganz im
Gegensatz zu dem „hochbarocken“ Grabmal des Grafen, der als Diener Venedigs,
oder Söldner, auf Kreta durch die wohl bessere Kriegskunst oder Übermacht der
Muselmanen zu Tode kam. Das Ding vor mir
ist riesig, so künstlerisch wie ein Comic vom alten Walt Disney, dafür weniger
anarchisch, eher grau in grau wie der emsig behauene Stein hier an der Wand
hängt mit seinen fast lebensgroßen Figuren und den angeblichen Tugenden des
gefallenen Grafen: Hoffnung, Frömmigkeit, Standhaftigkeit und Klugheit. Sein Ende erzählt mir etwas anderes. Meine
Kirchenaufschließerin nähert sich und erklärt mir die Kunstwerke. Sie tut es
mit angenehm unaufdringlicher Stimme. Sie
weiß nette Anekdoten zu dem Flügelaltar. Gemeinsam bewundern wir den flotten
Erzählstil des Malers, seine munteren Figuren, sicher ungewöhnlich für seine
Zeitgenossen, vielleicht auch frech und mutig. Schwebten vor seinem ersten
Pinselstrich die Figuren noch über der Erde, Gesichter wie im Nebel, Gewänder
ohne Bekleidungsabsicht, alles Allegorie und heilig, dem Betrachter sich entziehend,
der zu ihnen aufschauen soll und heilige Ehrfurcht verspüren. So ganz anders
der eifrige Conrad. Seine Gesichter
scheinen aus den gotischen Gässchen zu uns zu kommen, ihre Kleidung verrät
Stand und Vermögen, die textilen Abenteuer seiner Zeit. Ihnen fühle ich mich
nahe mit meinem Reha-Dasein, mit Mühsal und Plag beladen wie sie einst,
ängstlich, fragend, bisweilen hoffend und auch Hosianna blasend. Wir kommen uns
nah und ich fühle mich nicht mehr fremd. Die Frau fragt, ob ich beim Bet-Kreis
mitmachen wolle, sie würden sich gegenseitig Psalmen vorlesen und beten. Sie
nimmt meine vorsichtige Weigerung gelassen, dafür verspreche ich zum
Gottesdienst am Sonntag zu erscheinen. So habe ich ein Ziel und die
Möglichkeit, Conrads Erzählungen zu lauschen. Ich bedanke mich ehrlich bei ihr,
fühle mich, als habe der Tag durch sie und ihre mir zu Teil gewordene
Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft plötzlich eine unerwartete Wendung
genommen, eine positive, die mir die Schritte zurück, wieder vorbei an den traurigen Überbleibseln städtebaulicher
Bemühungen durch die Jahrhunderte, vor allem der letzten Jahrzehnte seit dem
Krieg, leichter werden lässt und auch noch am Berg, hoch zur Klinik, mich nicht
verlässt.
Am nächsten
Tag mutiger geworden und optimistischer, mache ich mich wieder runter vom Berg
in die Stadt. Diesmal besehe ich mir die in meinem Land überall zu findenden
Trümmer architektonischer „Schulen“ und ratsherrlicher Nachahmerei in der
Hoffnung auf Anschluss an die Moderne und deren betonhaftem Wohlstand.
„Der neue
Kind Nulltarif“ versperrt mir schildrig den Weg. „ICH HAB EIN KIND IM OHR …
weil ich nichts dafür bezahlt habe.“ Irgendwie stelle ich mir Kinder noch immer
anders vor und außerdem muss ich sofort an den Bundestagsabgeordneten denken,
der sich über Jahre Bilder von nackten Kindern bestellt hatte im Internet. Was
geschieht mit unserer Sprache? Was mit unseren Kindern, im Ohr oder nicht, mit
Nulltarif oder Bafög? „DER NEUE KIND NULLTARIF … jetzt kostenlos testen.“ Nein,
ich gehe weiter. Blöde Schilder. Kinder testen. Kind testen. Egal. Blöd.
…
Ich mache
Fortschritte. Zwar fallen mir in der Ruhe immer noch die Augen zu, aber ich
schlafe nicht mehr dabei ein, kann hören, riechen, schmecken, meine Gedanken
laufen lassen und bin jedes Mal ausgeruhter beim Öffnen der Augen. Und so
bewege ich mich in diesem Gebäude hin und her, rauf und runter, wo es geht mit
geschlossenen Augen, lehne mich zurück an Flur- und Fahrstuhlwände, im Stehen
und im Sitzen, mit geschlossenen Augen, stehe auch draußen im Wind so, rauche
meine Zigarette mit geschlossenen Augen und keine Unruhe überfällt mich, mein
Herz bleibt ruhig und die Gedanken fließen statt zu hüpfen und zu springen. Ein
echter Fortschritt.
…
Meine
Lieblingsfigur bei Karl May war sofort und bis heute „Pepe der Schläfer“ im
„Waldläufer“, der Roman eines Franzosen, von Karl May nur bearbeitet. Dieser
Pepe ist ein Wachsoldat, der im Gegensatz zu seiner Berufsbezeichnung meistens
auf der Erde vor seinem Bewachungsobjekt mit lang ausgestreckten Beinen sitzt,
den Sombrero tief ins Gesicht geschoben, die Augen dahinter geschlossen, schlafend.
Er hätte auch
geschlafen ohne den Sombrero vor dem Gesicht. Hatte es doch Vorteile, dass alle
ihn schlafend vorfanden. Zwar wurde er bisweilen dafür getadelt, insgeheim aber
von seinen Vorgesetzten für diese Fähigkeit überall und immer schlafen zu
können, sehr geschätzt. So setzten sie ihn immer dort ein, wo ein echter Wachhabender
mit offenen Augen ihnen eher gefährlich erschien und schlecht für ihre Unternehmungen.
Nun schlief
Pepe nicht wirklich. Er döste, ergab sich seinen Gedanken und Geräuschen um ihn
herum, dachte nicht viel, nur ab und zu, wenn er mitbekam was sie taten,
dachte, dass er bei guter Gelegenheit davon Vorteil beziehen würde. Ein
Schlauer war er nämlich, ein von seiner Umgebung sträflich Unterschätzter. Auch
hatte Pepe nie ein schlechtes Gewissen. „Wenn sie mir schon so wenig bezahlen,
hole ich mir den Lohn eben anders zurück.“ So dachte er und bekam alles mit in
seiner Umgebung, verstand alles hinter seinen geschlossenen Augen, konnte sich
auf alles einen Reim machen. Vor allem aber war Pepe froh, dass das niemand
mitbekam und jeder ihn für einen dummen Faulpelz und eine Schlafmütze hielt.
Der gefällt
mir also bis heute und jetzt, in dieser Reha, komme ich mir bisweilen selber
wie dieser Pepe vor, vor allem wenn ich im Räucherhäuschen oder im Fahrstuhl
meinen Kopf an die Wand lege, die Kapuze der Joggingjacke tief ins Gesicht
gezogen, mit geschlossenen Augen meiner Umgebung lausche, völlig entspannt,
ohne jeden Reflex mich einzumischen oder gar mit offenen Augen in ihre
Gesichter zu sehen. Ich kannte sie genug. Kann mir schnell Gesichter einprägen,
ganz im Gegensatz zu ihren Namen. Also, warum sie ansehen?
So
peperisiere ich mich durch diese Tage und fühle mich wohl und in Sicherheit,
wie ein kleines Kind, das beim Versteckspielen die Augen schließt und meint, so
könnte es von keinem gesehen werden.
…
Der Zeiten
gelassenerer Gefährte sein
In Freude und
Schmerz nicht übertreiben
In Maß und
Mitte bleiben
Dafür setze
ich auf Lese- und Bücherdiät, Informations- und Nachrichtendiät, Fernseh- und
Radiodiät. Nicht zu vergessen die Rauchdiät.
Bei Wikipedia
finde ich: Die Bezeichnung Diät kommt
von griechisch
δίαιτα (díaita) und
wurde ursprünglich im Sinne von „Lebensführung“/„Lebensweise“ verwendet. Die Diätetik beschäftigt sich auch heute noch wissenschaftlich mit der
„richtigen“ Ernährungs- und Lebensweise. Diäten werden hauptsächlich aus zwei
Gründen angewendet: erstens zur Gewichtsab- oder -zunahme, zweitens zur
Behandlung von Krankheiten (englisch „diet“ = auf die Bedürfnisse des Patienten
abgestellte Nahrung, Krankenkost). Umgangssprachlich wird der Begriff zumeist
gleichgesetzt mit einer Reduktionsdiät (Reduktionskost) zur Gewichtsabnahme und
bildet somit ein Synonym zur Schlankheitskur. Seit Hippokrates wird als Diät eine spezielle Ernährung des
Menschen bezeichnet, bei der längerfristig oder
dauerhaft eine spezielle Auswahl von Nahrungsmitteln verzehrt
wird.
Nach zwei
Wochen habe 5 Kilo zugenommen, dies trotz Vollwertkost und Reduktionsdiät.
Halte ich mich lieber an meine eigenen Diäten, Hippokrates zum Trotz.
(c) bild + text jörn laue-weltring bad wildungen 2014
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