Dienstag, 2. April 2013

Aqua Tinta für vier Hände



Vielleicht ist wirklich noch nicht alles zu spät
Vielleicht habe ich dich doch nie im Regen stehen sehn
Vielleicht war der Mond wirklich nur für uns so schön
Vielleicht singen wir alles doch noch tausendmal
Vielleicht haben wir doch nichts erreicht, was zu Ende war
Vielleicht sind wir gar nicht da und nichts war
Und vielleicht schneiden wir noch morgen rote Rosen ab

Nimm mich mit, zähle mit mir die Gitterstäbe in diesem Winterfreudenpalast
Komm, sei mein Frosch, küsse mich nicht wach, spiele
mit dem goldenen Ball unserer Gefühle bis ins kühlende Gras
Morgen, ja morgen, da werden wir kleine Elfen sein
und uns mit den Mistkäfern über den Regen freuen

Vielleicht ist auch alles gar nicht wahr
und wir stehen immer noch im Regen, ohne Bus
und zählen Tropfen auf den Hüten und frieren uns gen Süden
Vielleicht sterben wir gar nicht so schnell und erben viel Geld
Vielleicht bezahlen wir dann endlich den Spinnen ihre Netze
Vielleicht zählen wir auch nicht die Tage bis zur Rente
Vielleicht können wir doch noch mal nach Hause gehen

Nimm meine Schuhe, kipp aus den Stein
wir wollen geschieden sein
vom Sand unserer Vorfahren
Nimm meinen Hut
gieße Öl darauf
lauf
nach Hause, wo die Steine warten
das Dach unter dem zerfallenden Mond
ohne Schatten die Fenster
ohne Gas das Licht
Flieh, wenn du hörst
wie die Kellerasseln
unsere Bücher verbrennen
Flieh, im Brunnen liegt
der goldene Ball bereit
den Frosch zu verdammen
zum Märchenprinzen

Sie brennt und schreit es raus
Sie weint und löst sich auf
Sie läuft und nicht nach Haus
Sie steht und fällt ins Loch
Sie lacht und bricht entzwei
Sie verkauft und wird zu Brei
Sie reist und trifft dich dabei
Sie stirbt und lässt dich leben
Sie war und ist nun der Tod
in deinem Grab, das Leben scheißt

Wir haben die Gitarren genossen, den Wein
unseren Penis im heißen Sand
haben uns geliebt in Phon und Grad
waren mundgerecht aufgeblasen und verbleit
träumten als Stalins Mundschänke
von der Revolution hier, zwischen den hundert Jahren der Heckenrosen
waren stets bereit in der Schlucht tausend guter Taten
am Volk vorbei, wir Sprach- und Spruchbänderpiraten
Störtebeckers Pappkameraden

Vielleicht aber sind wir doch nicht wahr
Vielleicht kocht uns doch nur kalter, matter Regen gar
Vielleicht lebt sie doch noch für dich und tanzt
mit uns weiter ins Neandertal für den gestreiften Sonnengott
Vielleicht sind wir beide, du und ich, doch weit mehr
als uns Sonne und Himmel jemals erzählen können
Vielleicht reisen wir morgen schon zu zweit fernab
all dieser Geschichten, die wir doch nicht verstehen
Vielleicht ist es wirklich ganz einfach nur so: du lebst, ich lebe
ohne Traum grüßt ein dicker Häuptling unser Funkenmariechen
während ein blauer Planet mit Farben laut um sich schmeißt, vielleicht

vielleicht ist wirklich noch nicht alles zu spät
Vielleicht haben wir doch nichts erreicht, was zu Ende war
Und vielleicht schneiden wir noch morgen rote Rosen ab
Vielleicht bezahlen wir dann endlich den Spinnen ihre Netze

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