Freitag, 22. November 2013

Ein Freiersfest der Liebe


möchte mit Dir weiter freien
ziehen nach Jerusalem
dort mit Witwen um den Frieden tanzen
links herum und rechts herum
oder nach Paris
die Vorstädte befeuern
in sanfter Solidarität umgarnen
mit unserer Erinnerung an die vielen Wünsche
nach weit besseren Tagen
in Rom Berlusconi feuern
in Venedig mit den Gondeln ihre Trauer tragen
in Teheran Persiens alte Gedichte toleranter Zeiten
deklamieren und genießen
die Wiederkehr des Islams große Menschlichkeit
in Istanbul die neue Zukunft wagen
in Berlin auf dem neuen Flughafen campieren
wie in jungen Jahren nur mit Zelt
ohne Spezialmatratzen, altersgemäß
möchte ich mit Dir Hochzeit feiern
in Bayreuth die verseuchten Wagnermarionetten
zu unserem Polterabend genüsslich auf das Pflaster schlagen
in Moskau die Ringe tauschen
hochgehoben von den Lesben
und Schwulen zum Requiem von Mozart
in Glasnost- und Perestroika-Sandalen
Dir den Kuss in Kappstadt geben
unter dem Beifall von Mandelas sanften Blicken
auf der Hochzeitsreise schunkeln
auf den Booten Asiens im Jahrhundertsturm
wie Odysseus einst uns an die Masten binden
verstopfen auch wie er die Ohren
die Augen verkleben noch dazu
sollte uns dabei ein Fernseher
begegnen, ein IPod oder Touchscreen winken
mit den Wolken über all die Länder ziehen
die wir in Gedanken und in Sorge so oft
vor uns gesehen
denen Zeichen geben, die noch immer
auf unsere Hilfe hoffen und unser Einsehen
dass etwas zu ändern wäre und zu stoppen
was heute sie in Ketten zwingt und sterben lässt
schlimmer als die Fliegen
und mit ihnen brüllen gegen die Stürme
antreten gegen die großen Wassermassen
von Meer und Himmelspaketen
weiter fliegen nach dorthin
wo Orpheus seine Leier
für uns im Grase liegen ließ
sie neu zu stimmen
für ein besseres Lied der Welt
besser noch als von Dylan in
seinen besten Tagen oder den Beatles
je komponiert
schmiegen wir uns auch heute brav
älter und vorsichtiger geworden
tief in unsere Kissen zu Hause
der Träume gewiss und der Hoffnung
dass unsere Flüge noch kommen werden
vielleicht auch der Frieden
ein Ende von Hunger Not und Pest
so wollen wir uns wiegen wie in Kindertagen
uns weiter freiend als wäre dieses Leben nur ein Fest
in New York die Wolkenkratzer zu besiegen
der Wallstreet die Aktien zu zerfetzen
im Petersdom vom neuen Franziskus den Segen ab zu holen
und uns freien und freien
bis uns das Leben nicht länger
am Leben lässt
wir, ein Liebespaar unter vielen
in diesen Zeiten
vergeblicher Reisen und Sucherei
nach Gerechtigkeit und Frieden
in unserem selbstgeschnitzten Nest
zu Grabe sinken wie die vielen
am Ende verstört und verletzt
verraten und aufgegeben
dennoch im Liebesgarten gepflegt und geheilt
immer wieder
sinken auch wir
dann wohl nur noch nieder
spielen andere hoffentlich
danach bessere Lieder
weiter als unendliches Freiersfest
der Liebe Unsterblichkeit
im Lebenstanz
der gierigen Zerstörerwut
dieser Welten-um-sich-allein-Dreherei
im Angesicht der Endlichkeit

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