Donnerstag, 14. November 2013

Mangelnde Erkenntnis


Kaum hatte Eva Adam den Apfel gegeben und er ein großes Stück heraus gebissen, da bekam er schon zu ihrer und seiner Überraschung einen großen Ständer. Beide wussten zuerst überhaupt nichts damit an zu fangen. Vorsichtig näherten sich ihnen die Tiere, die ebenfalls durch den Apfelklau neue Gefühle bekamen und hofften, die beiden Menschen da könnten ihnen zeigen, was damit an zu fangen sei.
Zu Evas Entsetzen kam Adam recht schnell auf eine Idee, die ihr aber gar nicht behagte. Er bekam große gierige Augen, als wäre sie nun für ihn der Apfel. Als er sie zu sehr bedrängte, floh sie in ein Gebüsch, sich dort mit Blättern zu bedecken. Das hatte sie nie zuvor getan und wusste auch jetzt nicht so richtig warum. Aber es schien zu helfen. Adam beruhigte sich etwas, wenn auch der Ständer unverändert zu ihr hinwies.
Die Tiere hatten das gesehen, die Weibchen zierten sich wie Eva und die Männchen umrundeten sie ratlos.
Adam gab nicht auf, entfernte die Blätter von Eva, sprach sanft zu ihr hin und streichelte sie.
Eva war enttäuscht. Wo war nur der nette Spielkamerad geblieben? Seine Grabbelei auf ihrer Haut wirkte fremd und ungewohnt. Mit der Zeit aber zeigte sich eine ihr völlig neue Wirkung. Sie sehnte sich nach ihm, nach seiner Berührung und schließlich taten sie, was auch den Tieren rund um sie herum eine Lösung dieser völlig neuen Probleme im Paradies beschwerte.
Als Adam schließlich von Eva abließ, bedeckte auch er sich mit Blättern und schämte sich. Eva tat ihm nach und hatte das Gefühl, das irgendetwas fehlen musste bei diesem neuen Spiel. Im Gegensatz zu ihm fühlte sie sich nicht müde und zufrieden. Schlimmer noch. Adam schlief einfach neben ihr ein, als wenn es nichts zu besprechen gäbe und sie musste alleine vor sich hin denken.
So entdeckte der Alte sie am nächsten Morgen, bemerkte sofort, dass auch bei den Tieren nichts mehr war wie zuvor, dachte sich sein Teil und vertrieb die ganze Horde aus dem Paradies. Bei seinen Äpfeln war er nun mal sehr eigen.
Eva schnallte als erstes, das dieses merkwürdige Spiel Nachwuchs in ihr reifen ließ und noch vor ihr hatten viele der Tiere plötzlich Junge.
Adam fand das aufregend und bedrängte sie Tag und Nacht. Schließlich willigte sie ein, fand auch heraus, wie sie auch auf ihre Kosten kommen konnte. Vor allem aber hoffte sie, auf diese Art zu einem männlichen Wesen kommen zu können, dass sie wirklich lieben konnte. Adam ging ihr nämlich ziemlich auf den Geist, allein der Mangel an Auswahl ließ sie bei ihm bleiben.
Und Adam? Der träumte von einem schönen Mädchen, dass sie ihm gebären würde, einem Mädchen, dem er seine ganze Liebe schenken könnte. Eva, das spürte er, war dazu nicht das ideale Objekt.
Den Tieren waren diese menschlichen Vorbilder bald suspekt und sie trieben es auf ihre Weise und waren sich bald darauf selbst genug.
Nur bei den Menschen hofften die Paare, wenn auch bald schon mit größerer Wahlmöglichkeit im Angebot der Partner, in ihrer Not noch immer auf die Kinder und dass sie diese dann lieben könnten, viel mehr als ihre Partner. Und da sie trotz vielfacher Bemühungen bis heute nicht ausgestorben sind, träumen sie auch wohl heute noch vor allem von ihrer Nachkommenschaft in den schönsten Tönen. Die sollten es einmal besser haben.
Der Alte aber in seinem Paradies besah zweifelnd den Baum der Erkenntnis und dessen Äpfel. Wirkten die Äpfel doch nicht so richtig oder hatten die beiden einfach nur zu wenig vom Apfel gegessen? Auf jeden Fall hatte er sich viel mehr von deren Wirkung versprochen.

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