Mittwoch, 6. März 2013

Reise mit Karnickel















Und es trug mich ein Karnickel einst
quer über das Feld der Kindheit
in ein Karussell mit Handys Laptops
Skype Facebook und Xing

trug mich in die verlassenen Werkshallen
erkalteter Hochöfen verschlackter
Bergwerke Kokereien Transportbänder
bis in verlassene staubige Bürotrackte



















zeigte mir den Alptraum Zukunft als
Gegenwart des Labyrinths unseres Wahnsinns  
Hühner-KZ’s vermaiste Wiesen Weiden
kein Loch tat sich uns auf als Versteck

über die Ozeane fuhren wir eingepfercht
unter Massen an Fleisch Blumen T-Shirts
quer durch alle Tsunamis hin und her
duckten uns unter radioaktiven Wolken















hindurch bis wir in den Bergen die Flucht
fanden Menschen mit Sicheln Schwielenhänden
Tieren im Stall auf den Weiden an Tränken
aßen ihren Käse tranken ihre Milch mit Kräutern beschenkt

bis ich aufwachte ohne Karnickel allein
den Tag beginnen musste mit meinen Bildern
im Fernseher der gleiche Scheiss Hektik
Stress Existenzkampf als festgezurrte Lebensschiene


















wagte ich den Stopp auch nicht mehr mich
aus zu ruhen schnürte die Stiefel packte die
Wanderstöcke Wegzehrung ein den Rucksack
Irgendwo müssen diese Berge ja sein














irgendwo jene Reste auf uns warten
die Vernunft der Humanisten die uns einst 
Kathedralen bauen die Sixtinische Kapelle Guernica
die Mona Lisa schaffen ließ, irgendwo

nicht aus den Leibern von Schwarzen Asiaten
Latinos KZ-Viechern Menschen leben
irgendwo Menschlichkeit sich bewahrt haben
ohne selbstzerstörerischen Bock auf Hass Terror Waffen 


 












einfach lebend mit der Natur den Speisen
aus dem eigenen Land in guter Nachbarschaft
mit allem und der Freude über jeden
Sonnenaufgang und ich mit dem Kuss von Dir





















(c) Bilder und Text Jörn Laue-Weltring, Lingen 2013 (Schwarzweiß: Manila, Sturz von Marcos, Bunt: Mallorca kurz nach Francos Tod)

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