Bei der
ersten internationalen Konferenz der menschlichen Äußerungen beschwerte sich
gleich zu Anfang vor allem die Delegation der Wörter mit Vehemenz über schwere Diskriminierungen
und, was ihnen am meisten weh täte, überhand nehmender Missachtung und schweren
Missbrauch.
Nichts sei es
mehr mit „Ein Mann ein Wort“ oder „besser ein lebendes Wort als hundert tote“,
auch glaube niemand mehr „dem Wort, gesagt, getan!“. Nichts davon sei noch
wahr.
Stattdessen
würden sie in Filmchen versteckt oder mit Musik aufgeweicht und süßlichen
Bildchen über und über verzuckert. Auch dem Luther würde nicht mehr gefolgt,
der habe doch immerhin das Verdienst, auf die Bedeutung der Worte hingewiesen
und sie unter dem Volk verbreitet zu haben. Und dann ließen sie auf der
Leinwand hinter dem Präsidium einige Beispiele laufen.
Betroffen
sahen die Delegationen sich an, manche mit schlechtem Gewissen, hatten doch
auch sie sich angewöhnt, die Worte eher gering zu achten und mehr als nette
Beigabe und Verzierung zu betrachten.
Die Delegation
der Melodien hatte schließlich ein einsehen und nahm die Delegationsmitglieder
der Worte leise summend in den Arm und bei sich auf.
Einstimmig
wurde daraufhin beschlossen, den Worten den Platz zurück zu geben, der ihnen gebührt.
Nur die Taten
mussten erst überredet werden, die hatten den Worten noch nie über den Weg
getraut.
„Für die Wahrheit“,
argumentierten sie, „braucht es nicht viel Worte.“ Und einer meinte im Versuch
die Stimmung auf zu heitern: „Worte sind genug, Eier legen die Hühner!“
Die Bilder
gaben zu:“Ein Bild ist oft besser als tausend Wörter“ bis der Leiter der Delegation
der Zornausbrüche lapidar da zwischen rief: „Besser auf Worte hören als auf
Schläge warten!“
Die Debatte
zog sich also etwas turbulent dahin, die Taten mussten unbedingt noch den alten
Kram „Auf Worte kommt’s nicht an, die Tat macht den Mann“ zum Besten geben oder
„eine gute Sache braucht nicht viel Worte“ und „Tugend besteht nicht aus Worten“
bis sie sich angesichts der bedröbbelten Mienen der Worte und strafenden Augen
der Melodien alle einen Ruck gaben und zur Solidarität mit den Worten
aufriefen.
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