Wir
trafen uns nach längerer Zeit und hatten spontan beide das neue Café an der
Kreuzung im Nirgendwo zwischen unseren Wohnorten vorgeschlagen. Und da hockten
wir nun zufrieden, bedienten uns am Büfett und sahen durch die große
Fensterfläche zur Kreuzung hin.
Ein
LKW nach dem anderen glitt dort vorbei. Früher, als Kinder, hätten wir
wahrscheinlich Strichlisten geführt mit den Herkunftsstädten und Herkunftsländern
der Transporter.
Im
sogenannten gesetzten Mannesalter sahen wir nur stumm ihnen nach und
schüttelten den Kopf. „Wahnsinn!“, „Ja!“
Wie
war das zu stoppen. Der Brenner, ja, der ist schon lange Verstopfungshöhepunkt,
Und die Autobahn zwischen Hannover und Osnabrück der reinste Wahnsinn.
Dann
diese Baustelle zwischen Hamburg und Bremen, eine unendliche Wand von LKWs
Stoßstange an Stoßstange, mühsames, gestresstes Vorbeischieben. Hatte wirklich
kein Vergnügen bereitet.
„Blumen
aus Amsterdam!“ Ja, da kamen sie auch noch her, vom Flughafen oder aus
Rotterdam aus den Schiffen in Containern. Und dann rauf auf die LKWs und die
Straßen.
Jetzt
wollen sie die Kanäle reaktivieren, erweitern, Brücken hochsetzen. Ja, alles
Wahnsinn.
Egal
was wir kaufen, tausende Kilometer drin, hin und zurück, erst als Teilchen,
dann als Ganzes. Ja und das mit allem was transportieren kann und Kraftstoffe
verbraucht. Viel Kraftstoffe.
Und
dann noch dahin, wo es gar nicht gebraucht wird, mit Schleuderpreisen auf die
Märkte getrieben und alles andere platt gemacht. Ja, mit allem, Schuhen,
Klamotten, Fleischresten, allem.
Sahen
wir so den LKWs hinterher, schwiegen, sprachen, schwiegen, fühlten uns
plötzlich älter, schwerer und ohnmächtig, Fäuste geballt neben den
leergegessenen Tellern.
Wollten
wir nicht! Nein, so nicht! Was dann? Was nun?
Wieder
mehr regional produzieren! Ja! Regional und lokal, vor Ort, was vor Ort möglich
ist.
Bringt
auch bessre Arbeitsplätze! Ja!
Wie
dahin kommen? Vorurteile abbauen, wir wollten zurück in die Steinzeit. Ja! Wünschten
uns altes ärmliches Bauerndasein zurück. Tun wir nicht! Nein!
In
Bayern gibt es Modelle! Ja in Baden Württemberg auch! Und in Niedersachsen? Wenig!
Sollte
geändert werden. Neue Regierung! Ja, durch die neue Regierung! Zum Beispiel
durch finanzielle Unterstützung regionaler Herstellerbünde und
Genossenschaften, wie im Süden. Ja!
Was
noch? Schwer zu vermitteln! Nicht mal gedichtetauglich. Nee, nicht lyrisch zu
fassen. Und Bilder? Schwierig, durch Collagen vielleicht. Sperriges Thema. Ja!
Weltweit!
Ja!
Auch
bei einsetzender Dämmerung riss der Fluss an LKWs nicht ab. Wir starrten durch
die Scheiben und tranken einen letzten Tee.
Wahrscheinlich
aus Indien?! Oder Sri Lanka? Bangladesch soll auch welchen ausführen. Ja, aber
Tee wächst hier bei uns nun wirklich nicht. Nein, Tee nicht. Und Kaffee auch
nicht! Nein! So wenig wie Bananen. Die müssen schon über den Ozean!
Aber
Äpfel, die nicht! Oder Birnen, Erdbeeren!
Hopfen
gibt es wieder satt in Bayern. Demnächst also mal auf Bier? Ja, auf ein Bier!
Die
Nacht an der Kreuzung nahm uns auf mit ihrem LKW-Gebrumm. Mühsam schlängelten
wir uns in die Kolonne ein. Er nach da und ich nach hier. Dann war das Treffen
vorüber und wir fort, das Gebrumme der Brummis noch lange im Ohr.
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