Sie gehen zu
zweit. Kein Mensch außer ihnen da am Strand. Nur jede Menge Fußabdrücke. Sie gehen
langsam, fast behutsam, als könne der Sand unter ihnen Schaden nehmen von ihren
Schritten. Ein Mann. Eine Frau. Nur das Meer vor ihnen kann ihre Augen sehen.
Ein großes Meer, der Ozean.
Sie bleiben
vor der Gischt der Wellen stehen. Er legt seinen Arm um ihre Schulter, sie
ihren Arm um seine Hüfte. Ihre Köpfe ruhen an ihren Schultern.
Je länger sie
so dastehen, umso mehr schwanken sie hin und her, als treibe der Wind mit ihnen
sein Spiel.
Ihre Köpfe
schauen dabei unbewegt auf das Meer in Richtung Horizont, wo nur der Mond noch
auf dem Wasser sein silbernes Lächeln verstreicht.
Dann beginnen
sie sich zu drehen, heben mehr und schneller die Beine, tanzen in die Gischt
hinein, in das Wasser, tanzen bis nur noch ihre Oberschenkel frei vom Wasser
sind.
Schließlich
drehen sie sich mit einem heftigen Ruck um, rennen zum Strand, die Dünen
hinauf, verschwinden im fahlen Dämmerschein beginnender Nacht.
Unten kommen
die Wellen näher und näher, erste schlagen an den Dünen an. Der Wind wird
stärker und stärker. Es ist, als wolle das Meer zu dem Paar, wolle nicht ohne
sie sein.
Hinter einer
Düne packt ein Mann im dunklen Mantel sein Fernrohr ein.
Er geht mit
gesenkten Schultern zu einem hinter Bäumen verborgenen Wagen, steigt ein.
Da erheben
sich weit von ihm entfernt lautlos zwei Schatten und folgen ihm mit einigem
Abstand, stark nach vorne gebeugt, noch in den Knien geduckte Schatten,
verharren dann bis er wegfährt, sein Wagen leicht hustend hinter einer Kurve verschwindet,
in gekrümmter
Haltung, richten sich langsam auf, der Rechte führt einen Arm zu seinem
auftauchenden Kopf, eine Hand bildet sich, ein rechteckiger kleiner Schatten
verschwindet mit der Hand hinter dem Kopf, eine Stimme flattert bruchstückhaft Vokale
über die Dünen. Dann geschieht nichts mehr.
Die Schatten
wirken aufgerichtet wie zwei Schießbudenständer, bewegungslos. Plötzlich
ertönen in der Ferne Geräusche wie quietschende Reifen und das Knallen von
heftig zugeschlagenen Autotüren. Danach ist es wieder still. Die Schatten
bewegen sich in entgegengesetzter Richtung bis auch sie eins werden mit der Dunkelheit.
Dem Mond
bleibt nur, den Rest zu beleuchten, wie das Wasser langsam ermattet, für
Momente zu ruhen scheint auf dem Strand und dann allmählich in kleinen Prielen
sich zum Ozean zurück begibt.
Kurz darauf,
als hätte das Wasser sie angezogen und zurückgeholt, taucht erst der Mann, dann
die Frau wieder zwischen den Dünen auf. Nicht mehr Hand in Hand oder Kopf an
Kopf, jetzt weit voneinander entfernt, gehen sie rasch zu der Stelle, wo der
Mann mit dem Fernglas gelegen hatte. Die Frau bückt sich, geht in die Hocke,
zeigt auf etwas. Der Mann scheint mit ihr zu reden, jedenfalls kommen Sätze
über die Dünen.
„Auf dieser
Welt ist man wohl nirgendwo mehr wirklich allein. Was ist noch das, was es
scheint und wer weiß noch wirklich was geschieht?“
„Mit uns?“
„Mit
uns allen!“
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