Freitag, 27. September 2013

Eine feine Sache




Er fand, dass eine Freundin eine feine Sache sei. Denn seit kurzem war Bernhard verliebt und hatte daher auf der Arbeit die Möglichkeit an etwas anderes zu denken, als an die monotonen Handgriffe am Band.
Auch ging er jetzt fröhlicher nach Hause, zumindest kam es ihm so vor.
Jeden Tag überlegte er, was er Gutes für seine Freundin tun könnte, baute seine Wohnung Stück für Stück nach ihrem Geschmack um, kaufte sich zum Anziehen, was ihr gefiel und führte sie in die Restaurants, die sie besonders mochte.
Hätte man ihn gefragt, ob er glücklich sei, hätte er gesagt:
“Ja! Eine Freundin ist eine feine Sache.“
Aber es fragte ihn keiner, denn das sah man ja.
Trotzdem standen sie eines Tages traurig vor seiner Haustür, seine Freundin und er.
Sie sagte: „Es geht nicht. Glaub mir.“
„Aber warum?“
„Du bist einfach nicht mehr der, in den ich mich verliebt habe. Du bist ein Anderer geworden.“
„Warum, sag es mir!“
„Ich weiß es nicht.“
So trennten sie sich und Bernhard fand schon bald, das keine Freundin zu haben auch eine feine Sache sei und hatte längst begonnen seine Wohnung nach seinem Geschmack um zu gestalten, in die Restaurants zu gehen, deren Essen er mochte und bei der Arbeit dachte er nun daran, was er sich noch alles Gute tun könnte am Feierabend.
Wenn man ihn nun gefragt hätte, ob er glücklich sei, hätte er nur kurz und knapp gesagt: „Ja!“
Aber es fragte ihn keiner, denn das sah man ja.

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