Es
geschah seit Jahren. Seit wann genau, wusste sie nicht. Es hatte einfach
irgendwann angefangen, als sie beide die vierzig überschritten hatten.
Und
es geschah jede Nacht. Sie meinte, sogar den Wecker danach stellen zu können.
Erst
knarrte es kaum hörbar neben ihr und sie spürte seine Bewegung, wie er sich
neben ihr vorsichtig und leise, um sie nicht auf zu wecken, erst aufsetzte,
dann aufstand und ebenso leise aus dem Schlafzimmer schlich.
Sie
wurde trotz dieser Behutsamkeit seitens seiner Bemühungen schon bei dem ersten
Geräusch wach, schlief aber wieder leicht ein, nicht tief, denn sie wurde
sofort wieder wach, wenn er leise zurück in ihr Schlafzimmer und um das Bett zu
seiner Schlafseite schlich.
Sie
bewegte sich nie, gab nicht zu erkennen, dass sie ihn hörte, durch ihn wach
geworden war, dachte auch nicht wirklich darüber nach, warum eigentlich.
Vielleicht
wollte sie ihn nicht verletzen, vielleicht aber auch nur nicht in Gänze erwachen,
weil es ihr danach schwer gefallen wäre sofort wieder in ihren Tiefschlaf zu
gelangen.
Er
legte sich mit den kleinen, nur für sie hörbaren Geräusch ins Bett zurück in
das Bett, flüsterte:“Ich liebe Dich!“, berührte dabei ganz leicht, kaum aber
doch als warmer Hauch spürbar, ihren bloß liegenden Arm und schlief weiter.
Auch sie schlief sofort nach dem „Dich“ wieder ein, tief und fest.
Trotzdem
tat ihr Mann ihr leid, dass er jede Nacht zur Toilette musste, auch wenn er
sich nie darüber beschwerte, aber das taten Männer ja sowieso nicht so gerne,
machten lieber auf starke Kerle, es sei denn sie bekamen Schnupfen, Husten oder
Bauchschmerzen.
Also
ging sie zu ihrem Hausarzt und ließ sich ein Pulver gegen Harndrang
verschreiben. Das gab sie ihm noch am gleichen Abend zu trinken. Es sei gesund,
sagte sie und trank selber mit, hatte in ihrem Glas aber etwas ganz anderes.
In
dieser Nacht schlief sie schlecht. Noch vor der Zeit, in der gewöhnlich das
Bett neben ihr leicht zu knarren pflegte, lag sie wach und dies über eine
Stunde lang.
Als
sie endlich wieder einschlief, geschah dies unruhig und mit verwirrenden
Träumen.
Das
wiederholte sich nun Nacht für Nacht und sie wurde immer unausgeschlafener, bis
es auch ihm auffiel und er sich besorgt erkundigte, was denn los sei. Bei der
Gelegenheit berichtete er ihr, dass er jahrelang nachts habe Pinkeln müssen,
dies wundersamer Weise seit ein paar Tagen aber nicht mehr. Er habe ihr nie
davon erzählt, da es ihn nicht wirklich gestört habe. Im Gegenteil. Er habe
sich jedes Mal gefreut, sie neben sich spüren zu können und sei deshalb wohl
immer wieder sofort eingeschlafen.
Während
dieser kurzen Wachphase aber habe sie immer gut und tief schlafend da gelegen.
Ob sie vielleicht statt seiner nun jede Nacht?
Sie musste weinen bei diesen Worten von ihm, erklärte aber
nichts, ließ an diesem Abend nur das Getränk gegen Harndrang weg und siehe, es
wurde wie all die Nächte in den jahren davor. Sie wachte erst auf, als er sich
bewegte und schlief wieder ein nach dem er „Ich liebe Dich!“ geflüstert hatte.
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