Donnerstag, 7. November 2013

Im Zollhäuschen


in der Grenzstation
dem Zollhäuschen
verblichener Zeiten
in Abwesenheit
deiner Eltern
hatten wir uns aufgemacht
uns selber zu erleben
Brust und Beugen
Arme Beine
Scham und Schwanz
was sich uns so bot
in den grauen Laken
beginnender
Waschmaschinenzeit

draußen, zwei Häuser weiter
die Opernsängerin nicht
für uns singend
Tonleiter übend
ihre Brust zu weiten
ihre Atemkraft
zu stärken
waren wir ihr überlegen
dank der Liebe fähig
ihr nerviges Brünsten
mit unserem Keuchen
lustgefüllt
zu übertönen

in der Grenzstation
verblichener Zeiten
hatten wir uns
wirklich geliebt
wie nur die Jugend
den Augenblick
als Ewigkeit
zu lieben vermag
hatten wir uns 
zärtlich wild vorgetraut

uns dennoch
zu verlieren
durch die Zeit
ihre Hintertriebenheit
ihre Schlangengruben
verpackten wir das Leid
unserer Trennung schnell
in neue Liebesbändel
Entdeckerreisen
unserer Finger Glieder
sanken wir hernieder
und auch nicht

bleibt uns
in des Alters Begegnung
beim nun mehr
gesittetem Plausch
in Deinem Hobbygarten
diese Grenzstation
dem Zollhäuschen
verblichener Zeiten
Deinem Elternhaus
für immer
der Liebe
jüngstes und fröhlichstes
Treiben
längst zerschlissener
Hoffnung Antlitz
als unserer beider
Gewissheit Pfand
richtig und völlig
geliebt zu haben
fern vom Verstand

nahe beim Herzen

Keine Kommentare: