Für
die Korrespondenten ergab sich das für sie gewohnte Bild einer Konferenz in
Afrika. Angeleiert von der UNO mit Vertretern der Weltwirtschaft, der
Regierungen und Hilfsorganisationen, die einzeln mit dicken, schwarzen
Limousinen vorfuhren, mal mit, mal ohne Frau, in die Kameras lächelten und
rasch von den nachrückenden Fahrzeugen aus dem Bild gedrängt wurden.
Das
Thema war das Thema wie seit Urzeiten aller Korrespondententätigkeiten über
solche Konferenzen. Arm und Reich, Abgeben und Nehmen. Schwarz und Weiß.
Inzwischen Weiß mit Gelb gemischt, da sich die Asiaten zu den reichen Weißen
gesellt hatten.
„Hauptsache
gutes Essen und Trinken,“ meinten die Korrespondenten.
Zwei
Tage, das würde leicht zu überstehen sein.
Der
Saal war zu ihrer Überraschung leer. Kein Tisch. Kein Stuhl. Und so standen
alle mehr oder minder Würdenträger ratlos herum und erwarteten ein Signal, sich
in einen anderen, vorbereiteten Raum zu begeben. Das geschah nicht.
Stattdessen
kamen kaum bekleidete Afrikaner herein, abgemagert und mit Hungerbäuchen. Sie
trugen alte Benzinfässer und große Tierknochen herein. Erschrocken wich man vor
ihnen aus und sah fassungslos zu, wie diese ihre Mitbringe im Kreis aufstellten
als Tisch- und Sitzgelegenheiten.
Als
die ersten Gäste laut wurden und ihre Chargen zu sich riefen, den Sachverhalt
auf zu klären, kamen weitere Leute, darunter diesmal auch Kinder in ähnlich
erbärmlicher Verfassung mit offensichtlichen Speiseresten aus Hühnern,
Schweinen und undefinierbaren anderen Ursprüngen.
Noch
immer traute sich niemand, sich an dieser Art gedeckte „Tafel“ zu setzen.
Inzwischen
raunte es unter ihnen, dass es sich wohl um ein Theaterstück handeln müsse,
bestimmt wie meist aus ihren Spenden und Zuschüssen finanziert, weil der
Kontinent ja neben Food auch Kultur dringend nötig hätte.
Schließlich
kamen die vermeintlichen Schauspieler wieder, dieses Mal mit stark vom Tragen
gezeichneter Kleidung, legten diese einzeln sorgfältig zusammen und verschnürten
das Ergebnis mit Geschenkbändern. Auch Schuhe waren darunter, Mützen und
Schals. An jedem Platz lag so am Ende ein Geschenk.
Während
der ganzen Aktion gab es nur das noch das Raunen, verschämtes Flüstern. Die
Afrikaner selber sagten kein Wort. Als sie sich endgültig entfernt hatten, herrschte
eine Weile Schweigen. Alle waren gespannt, was nun folgen mochte.
Erst
jetzt fiel ihnen auf, dass der offizielle Gastgeber, ein hochrangiger und
allseits hoch gepriesener Staatschef eines der kleinen Länder hier noch nicht
erschienen war. Er sollte den Vorsitz übernehmen auf der Konferenz im Auftrag
der UNO.
Er
betrat den Raum, als die Spannung kaum noch aus zu halten war und leichte
Verärgerung spürbar wurde.
Er
begrüßte alle Anwesenden in üblicher Manier und lud an die Tische, damit sie die
Konferenz beginnen könnten.
„Ich
denke, wir konnten Sie erfreuen und positiv überraschen. Wir haben uns erlaubt Sie
mit dem willkommen zu heißen, was wir Ihnen wert sind und was Sie bereit waren
bisher an uns ab zu geben aus Ihrem Reichtum. Und da es Ihnen das Beste scheint
für uns, dachten wir, wäre es jetzt an uns, es ihnen mit gleichem Respekt
wieder zu schenken. Ich hoffe, Sie sehen es als Zeichen unserer Dankbarkeit.“
Und dann setzte er sich.
Die
Korrespondenten mussten stehen bleiben und sich nach der Eröffnung entfernen,
worüber sie mehr als froh waren. Keiner kam auf die Idee, diesen ungewöhnlichen
Beginn in die Heimat zu berichten. Stattdessen schrieben sie: „Ein weiteres
Treffen, dessen Ausgang vorhersehbar war. Die Afrikaner fordern, die reiche
Welt mauert. Im Ergebnis überflüssig.“
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