Peter Silies Beitrag
zum Tag der Poesie,
heute, 21. März 2013
Es war das Jahr,
in dem nicht nur der Frühling lange auf sich warten ließ, sondern auch die Sonne
und mit ihr der blaue Himmel, der die Besucher bei uns so närrisch macht und
die Kinder froh.
Wir fuhren zu
einem schwedischen Möbelhaus auf der Landstraße und wussten nicht, ob wir in
die Morgendämmerung rein oder aus der Abenddämmerung raus fuhren.
Da sah ich
sie plötzlich durch die Autoscheibe auf einem der Eichenäste lauern. Gerade
hatte ich auf dem Tacho gesehen, dass wir 43,5 Kilometer hinter uns gebracht
hatten und die Uhr 20 Minuten nach zehn zeigte.
59 Jahre alt
war ich in dem Moment, genauer, habe es zu Hause nachgerechnet, 59 Jahre, 4
Monate und drei Tage.
Und dann das:
die Eule. Meine erste lebendig und frei in der Natur.
Sie hockte
da, sah mir scheinbar mit ihren großen Telleraugen ins Gesicht, ich ihren
Schnabel, spürte ihre Haltung und obwohl ich noch den Kopf nach ihr umdrehte,
war sie auch schon wieder vorbei, meinem Blickfeld entzogen.
Gut, dass ich
dieses Mal nicht selber am Steuer saß.
Mein großer
Moment. Noch heute, Wochen später, der Frühling ist doch noch gekommen und mit
ihm die Sonne und der blaue Himmel, kann ich sie da hocken sehen, gerade,
lauernd, stark, ja fast majestätisch, mich ansehen, obwohl ich weiß, dass sie sich
nach Gehör orientiert, weil sie der Nacht gehört.
Meine Eule ist
sie, die erste und vielleicht die letzte, die sich mir in meinem Leben
zeigt.
Mir
erschienen, für mich dort oben auf dem Ast zwischen Himmel und Erde, zu der
Zeit, da die Dämmerung nicht weichen wollte und wir der Nacht stets näher
schienen als einem Tag.
Und ich spürte
die Kraft in mir sich neu sammeln, neue Kraft und neue Hoffnung, dass sich doch
noch alles wenden lässt im Leben, sogar durch mich. Schließlich hatte ich meine
erste Eule gesehen und gespürt. Ihren Blick, ihre Furchtlosigkeit.
Und wenn ich
mich wieder schlapp fühle, erschlagen, mich nicht aufraffen kann, dann kommt
sie zu mir, meine Eule. Dafür schenkte
sie mir ihr Bild für meinen Kopf.
Sie kommt,
ich sehe sie an und schon fühle ich mich stark und lege los, als hätte ich ihre
Schwingen an.
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