Donnerstag, 21. März 2013

Peter Silie zum Tag der Poesie: Die Eule












Peter Silies Beitrag 
zum Tag der Poesie, 
heute, 21. März 2013



Es war das Jahr, in dem nicht nur der Frühling lange auf sich warten ließ, sondern auch die Sonne und mit ihr der blaue Himmel, der die Besucher bei uns so närrisch macht und die Kinder froh.

Wir fuhren zu einem schwedischen Möbelhaus auf der Landstraße und wussten nicht, ob wir in die Morgendämmerung rein oder aus der Abenddämmerung raus fuhren.

Da sah ich sie plötzlich durch die Autoscheibe auf einem der Eichenäste lauern. Gerade hatte ich auf dem Tacho gesehen, dass wir 43,5 Kilometer hinter uns gebracht hatten und die Uhr 20 Minuten nach zehn zeigte.

59 Jahre alt war ich in dem Moment, genauer, habe es zu Hause nachgerechnet, 59 Jahre, 4 Monate und drei Tage.

Und dann das: die Eule. Meine erste lebendig und frei in der Natur. 

Sie hockte da, sah mir scheinbar mit ihren großen Telleraugen ins Gesicht, ich ihren Schnabel, spürte ihre Haltung und obwohl ich noch den Kopf nach ihr umdrehte, war sie auch schon wieder vorbei, meinem Blickfeld entzogen.

Gut, dass ich dieses Mal nicht selber am Steuer saß.

Mein großer Moment. Noch heute, Wochen später, der Frühling ist doch noch gekommen und mit ihm die Sonne und der blaue Himmel, kann ich sie da hocken sehen, gerade, lauernd, stark, ja fast majestätisch, mich ansehen, obwohl ich weiß, dass sie sich nach Gehör orientiert, weil sie der Nacht gehört.

Meine Eule ist sie, die erste und vielleicht die letzte, die sich mir in meinem Leben zeigt. 

Mir erschienen, für mich dort oben auf dem Ast zwischen Himmel und Erde, zu der Zeit, da die Dämmerung nicht weichen wollte und wir der Nacht stets näher schienen als einem Tag.

Und ich spürte die Kraft in mir sich neu sammeln, neue Kraft und neue Hoffnung, dass sich doch noch alles wenden lässt im Leben, sogar durch mich. Schließlich hatte ich meine erste Eule gesehen und gespürt. Ihren Blick, ihre Furchtlosigkeit.

Und wenn ich mich wieder schlapp fühle, erschlagen, mich nicht aufraffen kann, dann kommt sie  zu mir, meine Eule. Dafür schenkte sie mir ihr Bild für meinen Kopf.

Sie kommt, ich sehe sie an und schon fühle ich mich stark und lege los, als hätte ich ihre Schwingen an.

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