Sie
schweigt
„lächelt
manchmal
lacht sie
sogar“*
vor den Augen
ihrer Opfer
deren
Tränen
längst nicht
getrocknet sind
„hat sich
herausgeputzt“*
und schweigt
Sie
schweigt
vor den Kameras
hundertfach
neugierigen
Presseblicken
sieht sie
flüchtig
in die Gesichter
ihrer Opfer
und schweigt
Sie
schweigt
während
über zehn
Gräbern
Blumen blühen
nicht ruhend darin
Väter Brüder
Geliebte
Ehemänner
die Polizistin
gerade erst
gestartet
als Frau
finden sie keine
Ruhe
so lange sie
schweigt
Sie
schweigt
vor dem Richter
den Anwälten
den Angehörigen
dem Land
der Trauer
der Wut
den tausend
Fragen
schweigt sie
unsere Seele
wund kocht
das Blut uns
in den Adern
der Verstand
weiß sich
nicht mehr
zu helfen
erstickt
an ihrem
Schweigen
würde sie
doch reden
gestehen
erklären
um Verzeihung
bitten
die Opfer
betrauern
die Toten
uns ersparen
die Monate
prallgefüllter
Schlagzeilen
mit ihrem
Schweigen
Aber sie
schweigt
lächelt
scherzt
mit ihren
Verteidigern
als ginge
es nur um
Ladendiebstahl
könnten
die Gräber
nicht sprechen
schweigt sie
weil es ihr
Recht ist
ihr hilft
vor der Justiz
nicht mehr
bestraft
zu werden als
eine kleine gemeine
Hühnerdiebin
Sie
schweigt
Übersieht uns
unsere
Fragen
der Welt
Fragen
der Opfer
Klagen
ist so wieder
auf dem
Kriegspfad
gegen uns
alle und alle
Moral
und Unschuld
diesmal nur
für sich selbst
ein paar Jahre
weniger
Gefangenschaft
Strafe
da Recht
genießend
wo sie
es ihren
Opfern nahm
wie das Recht
auf Leben
wohlverdientes
Familienglück
schweigt
sie uns
In Grund
und Boden
von Scham
und Verzweiflung
schweigt
hinein
in die Trauer
ätzende
Säure
fauligen
Kadavergeruch
über
die Gräber
spielt so
auf Sieg
und hat doch
wie wir
alle
längst
verloren
*zitiert nach Manuel Bewarder in der „Welt“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen