Dienstag, 7. Mai 2013

Beate Zschäpe



Sie 
schweigt 
„lächelt
manchmal 
lacht sie 
sogar“*
vor den Augen
ihrer Opfer 
deren
Tränen 
längst nicht
getrocknet sind
„hat sich 
herausgeputzt“*
und schweigt

Sie 
schweigt
vor den Kameras
hundertfach 
neugierigen
Presseblicken 
sieht sie
flüchtig 
in die Gesichter
ihrer Opfer 
und schweigt

Sie 
schweigt
während 
über zehn
Gräbern 
Blumen blühen
nicht ruhend darin
Väter Brüder 
Geliebte
Ehemänner 
die Polizistin
gerade erst 
gestartet
als Frau 
finden sie keine
Ruhe 
so lange sie 
schweigt

Sie 
schweigt
vor dem Richter 
den Anwälten
den Angehörigen 
dem Land
der Trauer 
der Wut 
den tausend
Fragen 
schweigt sie 
unsere Seele
wund kocht 
das Blut uns
in den Adern 
der Verstand
weiß sich 
nicht mehr
zu helfen 
erstickt
an ihrem 
Schweigen

würde sie 
doch reden
gestehen 
erklären 
um Verzeihung 
bitten 
die Opfer
betrauern 
die Toten 
uns ersparen 
die Monate
prallgefüllter 
Schlagzeilen
mit ihrem 
Schweigen

Aber sie 
schweigt
lächelt 
scherzt 
mit ihren 
Verteidigern 
als ginge
es nur um 
Ladendiebstahl
könnten 
die Gräber
nicht sprechen 
schweigt sie
weil es ihr 
Recht ist 
ihr hilft 
vor der Justiz 
nicht mehr 
bestraft 
zu werden als
eine kleine gemeine
Hühnerdiebin

Sie 
schweigt
Übersieht uns
unsere 
Fragen 
der Welt 
Fragen
der Opfer 
Klagen
ist so wieder
auf dem 
Kriegspfad
gegen uns 
alle und alle
Moral 
und Unschuld
diesmal nur 
für sich selbst
ein paar Jahre
weniger
Gefangenschaft 
Strafe
da Recht 
genießend 
wo sie
es ihren 
Opfern nahm
wie das Recht 
auf Leben
wohlverdientes 
Familienglück

schweigt 
sie uns
In Grund 
und Boden 
von Scham
und Verzweiflung
schweigt 
hinein 
in die Trauer
ätzende 
Säure 
fauligen
Kadavergeruch 
über 
die Gräber
spielt so 
auf Sieg 
und hat doch
wie wir 
alle 
längst 
verloren

*zitiert nach Manuel Bewarder in der „Welt“

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