Er
hatte seine Lektion gelernt. Nachdem seine Frau ihn wegen seiner Untreue
verlassen hatte, wurde er immer treuer mit den Jahren.
So
hatte er zum Schluss im Nachtschränkchen neben seinem Sterbebett jede Menge
Treuekarten liegen. Vom Friseur, seine erste, vom Baumarkt, vom Bäcker, vom Optiker,
von seinem „KFZ-Mokel“, vom Reisebüro, vom Buchhändler, vom Gartenbaucenter,
von der Tierhandlung, von drei Supermärkten und zwei Discountern, vom Kino, von
der Videothek, von 5 Kneipen, 2 Imbissen und drei Restaurants, von 6 Hotels,
einem Lampengeschäft und sogar vom kleinen Schlüssel- und Schuhservice in der Stadt.
Er
sammelte nur Treue-Karten, keine Bonuskarten. Nie löste er die Vergünstigungen
ein, da sie ihm dabei ja die Karten weg genommen und durch neue ersetzt oder
sie entwertet hätten. So blieb er den Karten treu, bis zum Schluss.
Seine
Kinder verstanden seine Lektion nicht, trennten sich nach seinem Tod sofort von
allen durch Entsorgung nebst anderen Überbleibseln in den Papiercontainer und seine
Ex-Frau erschien trotz so viel reuevoller Treue nicht zu seiner Beerdigung.
Es
wäre ihm egal gewesen, war er doch seinen Karten und sich selber treu geworden,
mehr als ihm ihr gegenüber je möglich gewesen wäre oder seinen unzähligen
Frauenbekanntschaften. Auch war ihm seine Art der Treue gegen Ende zeitgemäßer
erschienen.
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