Sonntag, 9. Juni 2013

An Nette



am Walde wartet eine alte Bank

die schattenreichste ist‘s von allen

Birken, Buchen groß und schlank

über ihr mit vollen Kronen wallen



Da verbracht‘ ich manchen Sommertag

von der Zeit mal aus zu reißen

in Stich zu lassen all mein Plag

was ich so treib fürs bisschen Beißen



Da sitz ich mit dem Blicke fest gebannt

auf weite Felder, wildes Ährentreiben

fühle mich so herrlich ausgerannt

möchte nur noch stumm verbleiben



durch Blätterzweige streichelt Licht

aus Vogelschnäbeln dringt Musik

ein sanfter Wind, Natur Gesicht

bricht meinem Schmerz hier das Genick



doch wann bin ich hinausgegangen

brachte ich ihr Zeit und Muße

zu oft blieb ich im Haus gefangen

als bräuchte ich dies als Buße



am Walde wartet eine alte Bank

zwischen Welt und Traum das Leben

nichts scheint dort hohl und krank
außer mein eigenes Alltagsstreben

* gemeint ist "natürlich" Annette von Droste Hülsoff deren Spitzname Nette war,
der Text eine Hommage an sie, anspielend und nutzend ihr Gedicht "Die Bank".

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