Mittwoch, 2. Oktober 2013

Das große Schweigen






















über so vielen Untaten
das große Schweigen
dicht über dem Land
gespannt, verteilt

von denen wir kein Bild
ahnten, nur wenn wir
selber die Opfer waren
dann nur dieses Leid

dieses Schweigen hat uns
verstört und zerstört
jeden Funken Glauben
geraubt an sie und die Zeit

so haben wir begeistert
das große Schweigen
in den Büchern, den Filmen
sehr gut verstanden

verstanden wenn kein Wort
fiel über die Ursachen
warum der „eiskalte Engel“
Alain Delon so tief fiel

und doch freiwillig ging
warum nicht er der Auftrags-
killer das Monster war
sondern die hinter Fassaden

uns das große Schweigen
eingebrockt, geprügelt
uns in Sippenhaft genommen
wir, die wir nur atmen

erste eigene Schritte, Worte
in frischer Luft wagen wollten
den Mauern zu entkommen
den unsichtbaren Schriften

an den Wänden überall im Land
sogar die Schreie in der Nacht
hörten wir nicht, so zerschlagen
die Ohren, die Augen blind vor Angst

während Schmerz- und Qualsströme
überall hindurch flossen
von Pädophilie, Vergewaltigung
fest getackert Geist und Seelen

nieder gerungen was sich bewegt
und der Tsunami der Millionen
in den KZ’s und Schützengräben
alles das floss durch uns hindurch

im großen Schweigen der Zeit
ihrer Väter, Mütter und Kinder
unserer Eltern und Großeltern
oft lagen wir wach aus Angst

ohne zu wissen warum
nur dass es da war, überall
uns erwartete, ihre Tore
für unser Aufbrechen bereit

und so wie es musste
kam es dann, langsam erst
aber 68 dann richtig
brutal und was da los rannte

los schlug, los schrie war
unsere Angst im Angesicht
des großen Schweigens
geboren daraus die Wut

blieben Scherben, Wunden
neu auf Plätzen und in Stuben
sammeln wir mühsam genug
nun alles auf, kleben zu  was

da der Mühe noch lohnt
frieren dabei von unserer Kälte
die noch immer in uns wohnt
unser ungewolltes Erbe

dieser Zeiten des Schweigens

(c) Bild Engelbert Laue + Text Jörn Laue-Weltring Lingen 2013

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