Freitag, 4. Oktober 2013

Geburtstagesgeschenke post mortem



„Man sagte, sie sei nur eine Garderobenfrau gewesen. Aber sie war mehr, viel mehr!“
„Was denn? Sang sie oder schrieb sie Gedichte?“
„Nein. Viel mehr. Sie mordete.“
„Mordete?“
„Brachte Leute um!“
„Oh!“
„Ja, der erste wohl aus Versehen mit einem Schirm ins Herz bei der Herausgabe. Da keiner sich für sie und ihre Tat interessierte, es war nur ein Gangster von außerhalb, da fand sie Gefallen daran und mordete weiter. Mindestens jeden Monat einmal.“
„Und jetzt?“
„Ist sie selber tot.“
„Gerechtigkeit?“
„Nein, Glatteis.“
„Gibt’s doch kaum bei uns!“
„Ja, noch seltener als Gerechtigkeit.“
„Aber woher wissen Sie das alles? Ist nach ihrem Tod …“
„Nein. Ich bin ihr Mann.“
„Oh!“
„Wir haben uns sehr geliebt und hatten darum nie Geheimnisse voreinander.“
„Oh, na dann. Hat Sie das denn nicht …“
„Gestört meinen Sie? Warum denn? Ja, und heute wissen Sie, hat sie Geburtstag.“
„Aha.“
„Und jedes Jahr mache ich ihr seit ihrem Tod ein Geschenk.“
„Ein Geschenk?“
„Ja, ich bringe jemanden um.“
„Wen?“
„Egal, heute sind Sie dran.“
„Aber warum denn?“
„Sie hatte keine Gründe, also lasse ich auch den Zufall entscheiden. Sie gestatten …!“
"Entschuldigen Sie, mein Herr. Welcher Tag ist Ihrer Meinung nach heute?"
"Der 17. Oktober. Warum, ist das für Sie wichtig?"
"Ja, aber Sie müssen sich irren. Heute ist erst der 16. Oktober."
"Sind Sie sich da ganz sicher?"
"Ja,  hundert Prozent. Denn morgen, also am 17. Oktober, muss ich selber noch einen Mord verrichten. Eine Verwandte fehlt mir noch. Ich werde sie vergiften."
"Warum denn das, um Himmelswillen."
"Warum? Damit ich an ihr Erbe komme."
"Aber das ist ja Habgier!"
"Ja? Es kann halt nicht jeder so edle Motive wie Sie und Ihre Frau haben. Ich bin da eher normaler Durchschnitt, wissen Sie!"
"Ja dann, entschuldigen Sie bitte. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten."
"Keine Sorge. Haben Sie nicht. Wollen wir nicht noch etwas trinken?"
"Nein, besser nicht. Ich will morgen fit sein. Muss ja jemand suchen als Geburtstagsgeschenk. Sie wissen."
"Ja, viel Glück dabei."
"Ihnen auch. Man tut halt was man kann."
"Ja. Das ist wohl so."

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