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Freitag, 6. Dezember 2013

Ebbe und Flut und Mandela


meine Freunde, ach
es ist mal wieder Wind
im Land
eine Sturmflut
laut werden aufgerufen
Helferbereitschaft
und Opfergänge
bis zur
Selbstverleugnung

und wir, wir tun 
ihnen den Gefallen
uns zu zerstreiten
zu zerfallen
in Schwarz und Weiß
fortgeschwemmt
zu werden
nach dem Dammbruch
im trüben Schlamm
unserer Rechthaberei

darum lassen sie
uns nicht differenziert
verschiedener Meinungen sein
ohne Kriegsgetöse und
mediales Krawumm-Trallera
führen sie uns so
genüsslich vor
wie einst die Bären
auf den Jahrmärkten
an den Nasenringen
lassen sie uns tanzen
und darum will keiner
wie einst auf den Märkten
unser bärenstarkes
Gebrumme anhören

Ach, liebe Freunde, sie
brauchen uns mal wieder
unseren Streit
unsere Besserwisserei
unsere mühsam gepflegte
geistige Eitelkeit
für ihre Nebelbomben
in unsere Quartiere
ihre knallharten Ziele
zu übertönen
ihre Folgen uns
vor aller Welt
an die Jacketts zu heften

fürchten sie ja nichts mehr
als unsere Solidarität
über alle Geistesblitze
Analysen und Standpunkte
hinweg, fürchten was der
der uns gestern verließ
der Welt einst bewies
wie friedlich es möglich ist
und wie erfolgreich
durch diese Solidarität
ihre Machenschaften
zu überwunden
ihren Stacheldraht
vor den Hütten und
in unseren Köpfen

trotz schlimmster Sturmflut
sicher das Land zu erhalten
während tiefster Ebbe
neu Kraft zu tanken
den Hass zu überwinden
bei sich bietender
Gelegenheit, und zu tanzen
im Scheinwerferlicht
ohne Ring an der Nase
geistig frei in einem Frieden
der nicht mehr

nur ihnen gehört

Donnerstag, 7. März 2013

Die Ak‘schen





 

















Meinen Schülerschlaf
Hast Du unsanft
Aufgerissen
Jeden Morgen
Hörte das Klappen
Der Autotüren
Die Besitzer stolz
Zu ihrer Maloche
Zu Dir hin fahren

 












Meine Tante saß
Da in Deiner
Telefonzentrale
Meinem Freund
Hast Du nach
Seiner Weltreise
Neuen Mut und Lohn
Verschafft in jenen
Tagen da es hieß
Wer bei Dir ist
Kann ruhig schlafen















So dachte ich noch
Als ich Tante und Freund
Bei den Streikposten
Begrüßte am Morgen
Deines Untergangs
Heute erinnert nur
Der alte Bunker
In deinem Viertel
An Deine Geschichte
Und mir geht ein Lied
Nicht aus dem Kopf













Entstanden einst
Im Schatten
Deiner himmelstrebigen
Helligen und Hallen
„Dem Karl Liebknecht
Haben wir’s geschworen,
der Rosa Luxemburg
reichen wir die Hand“
andere Zeiten
andere Arbeitsplätze
andere Behausungen
anderes Futter
für Kopf und Glieder



















was von uns bleibt
Bestand haben wird
wissen wir noch nicht *














*2013 jährt sich die Schließung zum 40ten Male. 
 Der Bunker befindet sich im Stadtteil Gröpelingen im Pastorenweg und zeigt die " Geschichte des Stadtteils Gröpelingen und der AG-Weser " gemalt 1978 von Jürgen Waller, Maße 8 x 35 m
(c) Text und Fotografien Jörn Laue-Weltring, Bremen 1980 (B) und Lingen 2013 (T)

Samstag, 23. Februar 2013

Kannibalen

















Wir gehen und bleiben und beten
Aber wir haben nie die Chance
Zu fliegen und die Welt zu sehen
Wie ein Märchen für alle Menschen

Wir trafen sie nie
In unserer Welt
Nur die Statistiken
Über sie
Ihre billigen Produkte
Für unsere Märkte
Und die schönen Bilder
ihrer Gesichter
In den Magazinen

Also gehen wir, kaufen und bezahlen
Das Geld geben wir weg
Ohne jede Chance
Ihr Leben zu verändern
Den Hunger in ihrem Leben zu stoppen
Ihre Kämpfe zu beenden
Manchmal fühle ich mich
Durch all dies

Wie ein böser Kannibale

Freitag, 22. Februar 2013

Montag, 18. Februar 2013

Zu unserer Zeit



Es geschieht aber zur unserer Zeit, dass ein Mann früh am Morgen seine Wohnung verlässt, auf die Straße tritt und dabei einen anderen Mann anrempelt, der unschlüssig vor dem Mehrfamilienhaus steht.  Beide entschuldigen sich und der Hausbewohner strebt zu seinem Fahrzeug.

Alles funktioniert wie immer und schnell erreicht er die Stadtautobahn. Da fällt ihm etwas ein. Er hat Papiere vergessen, die er auf der Arbeit braucht.  Nun doch etwas schlechter gelaunt nutzt er die nächste Abfahrt und kehrt zu seinem Wohnhaus zurück.

Bei der Wohnung angekommen hört er bereits durch die Tür zwei Stimmen sich heftig unterhalten. Er schließt verwirrt auf, betritt das Wohnzimmer und sieht seine Frau mit dem Mann von vorhin am Couchtisch sitzen.  Sie ist immer noch im Bademantel, so wie er sie verlassen hat. Der Mann hat seine Jacke abgelegt und weint.

„Gut, dass Du kommst, “ sagt die Frau zur Begrüßung ohne jede Verlegenheit.“Das ist Herr Krüger und er braucht Hilfe.“

Der Hausherr stellt sich mit „Herr Brüning“ vor und setzt sich zu den beiden.

Nach dem der  Herr Krüger seine Geschichte auch ihm erzählt hat, steht der Herr Brüning auf, holt sich das Telefon und informiert seine Firma, dass er heute eventuell nicht kommen könne. Dann setzt er sich wieder und zusammen überlegen sie, wie Herrn Krüger geholfen werden kann.

Ein Märchen? Fürwahr, was sonst.

Wer lässt schon einen wildfremden Mann morgens in seine Wohnung und wer kann so einfach von der Arbeit fern bleiben um einem wildfremden Menschen zu helfen.
Nur ein Märchen, fürwahr, wie aus uralten Zeiten als der Wind noch durch die Ritzen strich und der Ofen Wärme gab den Menschen in der Küche.